Wer im Fitnessstudio, der Crossfitbox oder seinem Sportteam bekannt macht, dass er (sie) schwanger ist, der bekommt direkt viele Tipps von vielen Menschen die weder schwanger sind noch waren. Das meiste ist hören-sagen oder die entfernte Erfahrung des Sohnes der Nachbarin dessen Klassenkameradins Mutter ihre Cousine 3. Grades… Aber was ist denn nun wirklich Phase? Was darf man, was nicht? Und gibt es überhaupt Grundregeln die für alle gelten? Ist Sport in der Schwangerschaft gut?
Mythos oder Fakt?: Körperliche Anstrengung ist gefährlich.
Ein Mythos. Grundsätzlich ist körperliche Anstrengung nicht gefährlich. Sport in der Schwangerschaft auch nicht. Im Gegenteil, ein bisschen Bewegung tut dem Körper gut und gerade Übungen für den Rücken und die Füße sind in Anbetracht der schnellen Gewichtsveränderung (und Verlagerung) durchaus hilfreich. Anstrengung ist außerdem sehr relativ: Wichtig ist, dass es sich im Rahmen dessen bewegt, was die Schwangere auch schon vor ihrer Schwangerschaft (mindestens 6 Monate lang vorher) gewöhnt war. Wenn die Mutter dabei noch glücklich ist, wird auch das Baby dies über die Endorphine mitbekommen.
Mythos oder Fakt?: Schwangere müssen Crossfit Workouts skalieren.
Ein Mythos mit einem Quäntchen Wahrheit. Auch hier gilt: Wichtig ist zunächst einmal, dass man auf seinen Körper hört und dass es sich gut anfühlt. Danach kommt es auf das Workout und den Stand der eigenen Leistung an. Wer sich meist in Anfängerkursen bewegt wo zum Beispiel Muscle-Ups, Kipping Pull-ups oder Double-Unders keine Rolle spielen wird wesentlich weniger skalieren als jemand der sich am liebsten mit Olympic Lifting und Gymnastics auseinander setzt.
Gewissen Übungen die stark auf die Bauchmuskeln gehen oder schwere Erschütterungen (und somit Druck auf den Beckenboden) verursachen sollten spätestens ab Mitte der Schwangerschaft angepasst werden. Dabei geht es weniger darum, das Baby zu schützen (das ist auch wichtig, daher habe ich z.B. kein Eishockey mehr gespielt in der Schwangerschaft – ist bei Crossfit aber nicht so sehr relevant) als darum den Körper der Mutter zu schonen und eine schnelle Regeneration zu ermöglichen.
Mythos oder Fakt?: Ohne Pulsuhr sollte man schwanger nicht trainieren
Das ist Quatsch. Wer ein gute Körpergefühl hat weiß, wann man den eigenen Körper an die Grenzen bringt. Diese Grenzen sollte man nicht gerade beim Sport in der Schwangerschaft neu ausloten und dauernd überschreiten – aber das bekommt man auch prima ohne Hilfsmittel hin. Im Gegenteil, ich finde sogar dass man in der Schwangerschaft jegliche Unterstützung weglassen sollte – so kann man nur machen was sich gut anfühlt und was man ohne Hilfsmittel schafft (siehe meine Tipps hier). Das hilft einem der Überanstrengung und Verletzungsgefahr vorzubeugen.
Mythos oder Fakt?: Crossfit erhöht die Gefahr einer Fehlgeburt
Eher ein Mythos. Die Gründe für Fehlgeburten sind trauriger weise oft nicht genau zu benennen. In den allermeisten Fällen ist die Mutter, und das was sie gemacht / gegessen hat nicht schuld. Genaue Studien zu einem expliziten Zusammenhang zwischen Crossfit und Schwangerschaftsabgängen habe ich nicht gefunden, allerdings ist die Medizin sich im Allgemeinen einig dass Sport in der Schwangerschaft nicht schadet sondern hilft. Die Voraussetzung dafür ist (und ich wiederhole mich…), dass eine Schwangere nur das macht was sich gut anfühlt. Und wenn es später in der Schwangerschaft oder zwischendurch mal keinen Spaß macht, oder man sich zu müde fühlt, oder keine Lust hat dann sollte man pausieren.
Mythos oder Fakt?: Wenn ich schwanger bin, muss ich mich anders ernähren.
Eat meat and vegetables, nuts and seeds, some fruit, little starch and no sugar. Keep intake to levels that will support exercise but not body fat.
Greg Glassman
Ob das Mythos oder Fakt ist, kommt ganz auf deine Ernährung an. Leistungssportler – insbesondere bei Crossfit – werden immer auch auf eine gesunde Ernährung getrimmt. Gemüse ist dabei das Hauptnahrungsmittel und daran ist nichts auszusetzen. Auch Zucker braucht man in der Schwangerschaft nicht – auch wenn einem das manchmal suggeriert wird. Paleo low carb oder Primal sind eventuell nicht 100% geeignet für die Schwangerschaft, da Kohlehydrate durchaus wichtig für den weiblichen Hormonhaushalt sind. Nichts desto trotz kann man weiterhin eine gesunde, die Leistung im Sport fördernde Ernährung erhalten.
Achtung: Ausnahmen bilden supplements und shakes. Diese sollten mit einem Arzt besprochen werden, da die Inhaltsstoffe sehr unterschiedlich und nicht immer natürlich sind. Diese braucht man aber meines Erachtens auch nicht wirklich.
2 Comments
Das ist eine tolle Zusammenstellung und zeigt gut, wie jemand, der sportlich ist, auch einfach mit dem Sport weiter machen kann und sogar sollte! Ich denke, es ist wichtig, dass man auf das eigene Körpergefühl achtet, und insbesondere ist es nicht für solche Frauen angebracht, plötzlich mit intensivem Sport anzufangen, wenn man vor der Schwangerschaft unsportlich war. Zum Thema Ernährung möchte ich ergänzen, dass ich es für sinnvoll halte, bestimmte Nährstoffe zu ergänzen, die ja generell in der Schwangerschaft knapper werden. Sport verbraucht nochmal zusätzlich Nährstoffe, und wenn wir darauf gut achten, stärkt es die Frau noch mehr.
Als ich damals schwanger war, hatte ich viel mit Kreislaufproblemen und Nasenbluten zu kämpfen. Vielleicht hätte ich da mit Bewegung was gegen tun können? Auf jeden Fall würde ich es heutzutage so tun! Nur weil man schwanger ist, muss man sich nicht automatisch schonen! Nur wenn es medizinisch notwendig ist!
Liebe Grüße
Jana