Alles begann damit, dass wir eines Abends spontan entschieden die wohl letzte Dokumentation des von uns sehr geschätzten David Attenborough anzuschauen. Die Dokumentation endet nicht nur mit unfassbar traurigen Tieraufnahmen (die teils auch in der Netflix Doku „Our Planet“ bereits zu sehen waren) sondern auch mit einem Resümee Attenboroughs und seinen unausweichlichen, dringenden Aufrufen etwas zu ändern, z.B. Vegetarier zu werden, um den Planeten auch noch für kommende Generationen von Mensch und Tier bewohnbar zu gestalten.

Im Grunde sind Attenboroughs Thesen dabei nicht neu. Ressourcen Verschwendung eindämmen und nur nutzen was man wirklich verbraucht. Das Bevölkerungswachstum bremsen, wohlgemerkt durch Bildung (und noch mehr Bildung) nicht durch irgendwelche Verschwörungstheoretischen Aktionen. Und – last but not least – unsere Gewohnheiten zu ändern. Allen voran unsere Gewohnheit Fleisch zu essen und immer alles überall und jederzeit kaufen zu können. Als der Abspann lief schauten wir uns an und sagten „Ab jetzt essen wir unter der Woche kein Fleisch mehr.“ Zack, waren wir Teilzeit Vegetarier. Spontan entschieden. Sofort Umgesetzt.

Werbung

Pick your battles

Neu sind die Statistiken die Attenborough anführt nicht. Für ein Kilogramm Fleisch benötigt man viele Kilogramm Futtermittel, für Mangos aus Chile kostet der Transport unglaubliche Ressourcen, für Avocados aus Kenia wird lokal dringend benötigtes Trinkwasser genutzt. Ich arbeite selbst in der landwirtschaftlichen Industrie, bin für grüne Gentechnik und gegen 100% Bioanbau (sondern für eine gute Mischung). Ich habe mich eingehend mit Ernährung und Nachhaltigkeit beschäftigt – beruflich wie privat – und weiß: Das Ganze ist ein Fass ohne Boden – und Vegetarier werden ist auch leider nicht das gesuchte Allheilmittel.

Für jedes Argument gibt es Gegenargumente. (Bestes Beispiel die berühmte Mandelmilch aus Kalifornien, für deren Bienenquälerei und Wasserverschwendung ein Veganer Tonnenweise Honig essen könnte.) Weitermachen wie bisher ist aber auch keine Option. Und jeder Schritt den man bewusst macht, ist langfristig ein guter Schritt in die richtige Richtung. Bei uns war dieser Schritt nun also der Schritt zum Teilzeitvegetarier.

Mausebär isst Wurst

Vegetarische Bowl - schmackhaft und sättigend für Vegetarier.
Vegetarische Mahlzeiten müssen nicht langweilig sein…

Den Schritt haben wir Eltern beschlossen. Unserem Kind haben wir diese Regel nicht aufgedrückt. Ist das inkonsequent? Ich denke nicht. Während wir nun also auch unterwegs und in der Kantine die vegetarische Option wählen, wollen wir das M. weiterhin alles probiert und möglichst viel kennenlernt. In der Kita gibt es ab und zu Fleisch – meist Geflügel – und ich möchte nicht dass sie dort am Tisch eine Extrawurst bekommt. Sie soll und darf wie alle Kinder ganz normal am Tisch mitessen. Wenn die Maus mal Vegetarier sein will, dann darf sie das natürlich auch.

Zu Hause achten wir auch nicht besonders darauf. Es wird vegetarisch gekocht und da gab es bisher keinerlei Beschwerden von den Kindern – sie essen sowieso alles. So lange ein paar Gurken, Cherry Tomaten oder Paprikastreifen zum knabbern da sind, sind die Kinder glücklich. Wenn unser Mausebär beim Abendbrot dann doch mal eine Scheibe Fleischwurst haben möchte dann darf sie das auch, nur Mama und Papa essen es halt nicht. Die Alternativprodukte schmecken ihr tatsächlich nicht, während es dem Hasenkind völlig egal ist. Da ich in der Corona Zeit unter die Sauerteig-Brot-Bäcker gegangen bin und wir nun mindestens zweimal die Woche ganz frisches Brot haben fehlt mir das auch gar nicht – Butter und Salz, mehr braucht man da gar nicht.

Werbung

Und wie läuft es so als Vegetarier?

Bisher fahren wir mit dem Konzept super. Manchmal tauschen wir einen Tag – zum Beispiel wenn wir mal freitags Pizza machen und ich unbedingt Salami drauf haben will, die ich ja in der Schwangerschaft nur gebacken essen kann. In der Schwangerschaft habe ich auch manchmal richtig Gelüste auf was fettiges, fleischhaltiges. Es wäre gelogen zu behaupten, ich hätte in dieser Zeit nie von Leberwurstbrot-Resten vom Mausebär abgebissen. Das hält sich aber in Grenzen. Oft haben wir aber auch so 6 vegetarische Tage, denn Fisch gibt es weiterhin und Lachs schmeckt auch am Samstag prima.

Werbung

An Abwechslung mangelt es uns auch als Vegetarier absolut nicht. Auf ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse habe ich sowieso immer geachtet – bei vielen dieser sehr bunten Mahlzeiten kann man auch einfach das Fleisch weglassen oder durch Tofu ersetzen (bei Wraps zum Beispiel). Wir haben seit mehreren Jahren ein großes Trello Board mit allen Rezepten die ich entweder auswendig kochen kann oder wo ich weiß wo ich nachgucken kann. Sollte uns ein Gericht zu oft auf den Tisch kommen, können wir dort immer nach Alternativen gucken die wir vergessen oder lange nicht gekocht haben. Dieses Konzept kann ich jedem nur empfehlen – wenn man an tausend Dinge denken muss fallen einem ja doch oft nur die immer gleichen Familienrezepte ein.

Fazit

Wie wir als Familie jetzt zu 4 Teilzeit-Vegetariern wurden attenborough, bunt, Ernährung, fit, frisch, gesund, nachhaltigkeit, vegetarisch

Dafür dass es so eine spontane Entscheidung war, fahren wir bisher wirklich gut damit. Und ich denke wir werden das auch langfristig so durchhalten – mit Ausnahmen an Festtagen oder wenn wir eingeladen sind. Ich koche wirklich sehr sehr gern und das auch gern mit gutem Fleisch. Ganz verzichten werden wir also wohl nicht. Vielleicht gehen wir dann lieber den nächsten kleinen Schritt an einer anderen Stelle – Plastik zu vermeiden ist für mich aktuell zum Beispiel ein weiteres wichtiges Thema.

Wie sieht es denn bei euch aus? Seid ihr Vegetarier oder ernährt ihr euch (teilweise) sogar vegan? Ist Nachhaltigkeit für euch ein großes Thema? Worauf achtet ihr? Ich freue mich auf eure Kommentare.

Werbung
Werbung
Author

36. Mama vom Mausebär. Weltenbummler, fest verankert in und um Köln. Crossfitter und Eishockeyspielerin. Ernährungs-Besserwisser.

14 Comments

  1. Gentechnik, ein Zweischneidiges Schwert. So hat die Firma Epicyte 2001 ein Gen patentiert, das Menschen unfruchtbar macht. Dieses Gen wird in Maispflanzen und andere Nahrungsmittel eingebracht. Es bringt den menschlichen Körper dazu Antikörper gegen Spermien zu produzieren. Die Menschen die es essen werden steril. Dupont und Monsanto haben sich eingekauft. Wollen wir das wirklich?
    Alles Liebe
    Annette

    • Hallo Annette

      Ja, zweischneidiges Schwert sicher – aber was Du erwähnst stimmt so nicht. Epicyte hat einen Mais entwickelt, der aufgrund genetischer Veränderung einen Antikörper gegen Sperma bildet. Aus diesem Mais kann man – theoretisch, gibts bisher nicht – eine Creme oder ähnliches machen, die als Verhütungsmittel wirkt. Zum Beispiel wenn man sie auf ein Diaphragma aufträgt, wie man das jetzt auch mit synthetischen Cremes zur Abtötung von Sperma macht. Die Mutation im Mais führt nicht(!) dazu, dass Menschen Antikörper bilden oder gar auf Dauer selbst veränderte Gene haben und unfruchtbar werden.

      Ich bin auch nicht dafür das jeder macht was er will – reguliert sollte die Gentechnik schon sein. Aber sie ist wesentlich gezielter und genauer als Züchtung und schon jetzt sehr viel stärker reguliert und benötigt bei Zulassung Studien zur Verträglichkeit.

      Hier noch ein Artikel zum Epicyte Gen – an Herpes Cremes arbeiten sie damit genauso.
      https://www.google.de/amp/s/amp.theguardian.com/science/2001/sep/09/gm.food

      • Liebe Katharina,
        klar wird es so vermarktet und kommuniziert, dennoch was möglich ist ist möglich! Wenn es funktionierende Spermizide gibt, wozu brauchen wir dieses Gen im Mais? Kontrolle, wie soll das funktionieren? Maispollen fliegen überall hin!
        Alles Liebe
        Annette

  2. Liebe Katharina,
    Ich bin Vollzeit-Vegetarier, ich möchte einfach nicht, dass Tiere für mich sterben.
    Ich schaue schon auch ein wenig drauf, lokal und saisonal zu kaufen, allerdings gibt es da durchaus Ausnahmen. Da ich ja selbst länger in Kenia gelebt habe, sehe ich das mit den Avokados etwas anders als du. Trinkwasser fehlt in den Regionen, in denen Avokados angebaut wurden, eigentlich eher selten. Trinkwasser-Problematiken gibt es vor allem im kargen Norden des Landes – und das ist Wüstengebiet, da wächst nicht sonderlich viel. Im Moment gibt es bei uns vor allem Avokados aus Peru im Supermarkt zu kaufen – aber ich muss gestehen, die besten gibt es in Kenia direkt vom Markt.
    Liebe Grüße von Miriam von Nordkap nach Südkap

    • Danke Miriam! Ja die Wasserproblematik mit Avocados – Bei Kenia habe ich mich da zugegebenermaßen auf die Quelle Die Zeit verlassen (die verlinkt ist), in Lateinamerika ist das aber auch häufiger ein Problem. Leider. Regional allerdings sehr unterschiedlich – also im Supermarkt schwierig zu prüfen.

      Wie gesagt, es gibt ja tausende Ansatzpunkte für mehr Nachhaltigkeit in der Ernährung und irgendwie rutscht man mit jeder Alternative in ein anderes Dilemma. Aber wenn nur jeder versucht in sich ein bisschen informiert zu verhalten, wird’s in Summe sicher nicht schlimmer.

  3. Ich kenne die angesprochene Doku zwar nicht, bin aber voll deiner Meinung, dass etwas geändert werden muss! Ich esse zwar Fleisch und das auch gern, aber immerzu? Nein danke! Meinen Konsum möchte ich auch gern mehr einschränken und wenn ich mal so überlege, esse ich unbewusst unter der Woche auch kaum Wurst oder Fleischprodukte! Viel lieber Käse und Salate! Die mag ich nämlich noch viel lieber!

    Liebe Grüße
    Jana

  4. Hallo Katharina,

    wir haben für uns auch entschieden weniger Fleisch zu essen. Ich kann gut mal ohne Essen nur tausche ich das gegen Käse aus. Hier kann ich aber nicht auf alternativen umsteigen, die mag ich in der Regel nicht. Also bin ich eher ab und zu Vegetarier aber mehr als 150-200 g Fleisch esse ich in der Woche nicht.Wenn jeder was tut kann man was bewirken. Nur jeder soll selber entscheiden wie und wann.

    Liebe Grüße
    Julia

  5. Huhu,

    ich esse schon ab und an gerne „fleischlos“. Wir achten darauf zwar nicht, aber es ist schon öfters bei uns. Viele Gerichte wo wir sonst Fleisch zu essen, haben wir in vegetarisch umgewandelt. Wir essen zum Beispiel neuerdings Nudelauflauf ohne Hack.

    LG
    Steffi

  6. Viel Erfolg, wir spielen bereits auch mit dem Gedanken. Aber die Kinder lassen sich noch Zeit mit der Entscheidung. Mit ihren 14 Jahren können sie das bereits selber entscheiden. LG Romy

  7. Wir essen tatsächlich unbewusst auch nicht so oft Fleisch. Ich bin auch generell eher der Käsemensch. Brot habe ich auch schon vor Corona gerne selbst gebacken ich finde das sehr meditativ. Ich gebe dir Recht, jeder kann etwas ändern, wenn jeder bei sich selbst anfängt und die Teilzeit Aktion als Vegetarier ist doch ein guter Anfang. Du hast von so vielen leckeren Rezepten gesprochen hast du den auch ein Pinterest Board wo diese zu finden sind? Würde mich freuen, wenn du es mir mailst.

    Viele Grüße Eileen von http://www.eileens-good-vibes.de

  8. Ich bin vor etwas mehr als zwei Jahren aus genau den von dir genannten Grünen Vegetarierin geworden und dann vor einem guten Jahr Veganerin. Das Vegansein ziehe ich zu 98 % durch, wenn z. B. Oma Kuchen mit Eiern backt oder es eben unterwegs keine andere Möglichkeit gibt, dann ist das halt mal so. Ich glaube mit dogmatischen Ansätzen kommt man sowieso nicht weiter.
    Und wie ihr das macht, finde ich echt super. Nicht alle müssen sich zu 100 % vegan ernähren. Jedes Stück Fleisch das weniger gekauft wird, ist ein Schritt in die richtige Richtung, finde ich 🙂

  9. Meine Mum und ich haben uns für die Fastenzeit auch vorgenommen nur noch max. 2 Tage die Woche Fleisch zu essen. Aktuell probieren wir auch sämtliche veganen „Fleischalternativen“ aus. Klappt daher verblüffend gut. Ich finde es mal gut, aber da ich persönlich gar kein Gemüse esse (ich weiß, schlechtes Vorbild), ist Fleisch für mich halt eines der „Grundnahrungsmittel“, es fällt mir zwischendurch nicht schwer darauf zu verzichten, aber ganz könnte ich es glaube ich nicht^^

  10. Liebe Katharina,
    ich komme aus einer Familie mit Vegetariern, das begann auch mit einer Tierdokumentation und vor ungefähr 6 Jahren habe ich aufgehört, fertig abgepackte Wurst zu kaufen. Das gibt es höchstens mal, wenn ich eingeladen werde und dort nicht durch Butterbrot essen auffallen möchte. 😉 Ansonsten gibt es bei Familienfeiern z. B. frisches Fleisch vom Schlachter zum Kochen und grillen. Ich finde Ihr habt für euch einen guten Kompromiss gefunden. Schön finde ich auch, dass Du das Thema Nachhaltigkeit angesprochen hast, ein wichtiges Thema, was mir sehr am Herzen liegt und weswegen ich Anfang des Jahres meinen Blog ins Leben gerufen habe.
    Herzliche Grüße Vivienne

  11. Also erstens finde ich den Schritt gut. Bin selber seit Oktober Vegetarier und liebe es. Mir hat es viel Energie zurück gebracht. Aber mein Start war einfach, weil ich nach dem Fleisch essen immer Sodbrennen bekommen habe. Das macht man nun auch nicht lange mit und jetzt bin ich so gut wie frei (ausser ich rege mich auf) .

    Das ihr euren Kindern Fleisch gebt ist total ok. Die sind im Wachstum und da kann es von Vorteil sein. Wenn sie eben das nicht mehr habe, können sie ja selbst entscheiden wie sie essen wollen. Um mich rum essen auch alle Fleisch und ich habe es für mich entschieden.

    xoxo Vanessa

Write A Comment