Mental Load ist ein ziemlich neuer Begriff, und doch ist er so alt wie das Mutter-Dasein selbst. Allerdings muss man auch sagen, dass sich mit dem immer stärker werden Anspruch an arbeitende Mütter und den – absolut gerechtfertigten – Wunsch eben dieser Mütter, mehr zu sein als Hausfrau und Care-Arbeitende, Höhe der mentalen Belastung regelrecht aufgeschaukelt hat. In vielen Familien hat sich die Belastung der care-arbeitenden Person gar zu einer Überlastung aufgebaut, und die Mental Load hat daran einen nicht unwesentlichen Anteil.

Mental Load ist im Kopf, hat aber reale Auswirkungen auf unser Leben und auf unsere Gesundheit. Einfach nicht mehr dran-denken hilft nicht, also müssen wir umstrukturieren, bis für alle das Maß an Belastung passend ist. Aber wie kommen wir dahin?

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Was ist Mental Load

Mental Load ist eine mentale und emotionale Belastung, die mit dem Verwalten unseres täglichen Lebens verbunden ist. Dies beinhaltet die Organisation unserer Zeit, die Pflege unserer Beziehungen, die Erledigung unserer Haushaltsaufgaben, die Betreuung unserer Kinder und vieles mehr. Aktuell kommt noch die Lage der Welt hinzu: Krisen, gefühlt wohin man schaut. Inflation, Ukraine Krieg, und dann war da doch noch der Klimawandel… Die mentale Last kann dazu führen, dass wir uns gestresst, überwältigt und ausgelaugt fühlen. In einigen Fällen kann es sogar zu Depressionen und Angstzuständen führen.

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Glücklicherweise gibt es Möglichkeiten, um mit der mentalen Last umzugehen. Zunächst sollten wir versuchen, unsere Erwartungen an uns selbst realistisch zu gestalten. Wir müssen verstehen, dass wir nicht perfekt sind und dass es okay ist, Fehler zu machen. Wir sollten auch lernen, uns selbst zu schonen und uns regelmäßig Pausen zu gönnen. Und schließlich ist es wichtig, Hilfe anzunehmen, wenn wir sie brauchen. Wenn wir unser Leben mit anderen teilen, können wir die Last etwas leichter tragen.

Wieso trifft die Belastung vor allem Mütter

Mental Load ist ein Phänomen, das vor allem Mütter betrifft. Mütter sind in unserer Gesellschaft weiterhin in den meisten Fällen für die Organisation und Durchführung des Familienlebens zuständig und müssen zusätzlich auch noch ihre Erwerbsarbeit erledigen. Diese Doppelbelastung kann zu einer enormen mentalen Belastung führen, die sich negativ auf die Gesundheit auswirken kann.

Natürlich gibt es sie, die Ausnahmen. In der hetero-Familie, bei alleinerziehenden Vätern und auch in allen anderen bunten und klassischen Familienkonstellationen. Aber statistisch gesehen – und Patriarchat sei Dank – sind es eben Ausnahmen.

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Glaubt ihr nicht? Folgende Fragen sollten schnell klären ob ihr die Mental Load zu Hause gut aufgeteilt habt…

Mental Load Checkliste:

  • Welche Schuhgröße haben die Kinder – und wer kennt sie?
  • Wer plant / weiss, was es zum Abendessen gibt?
  • Wer zieht die Kinder morgens an?
  • Wer macht den Kindern vor KiTa / Schule das Frühstück?
  • Wer weiß ob in der KiTa Wechselkleidung oder Windeln gebraucht werden?
  • Wer packt die Koffer der Kinder für den Urlaub?
  • Wer kauft die Geschenke für Kinder und Verwandte an Weihnachten / Geburtstag / Kindergeburtstag von Freunden?
  • Wer kauft Haushaltswaren von Zahnbürste bis Waschmittel ein?

Und? Was kam raus? Lasst es mich gern in den Kommentaren wissen. Bei uns versuchen wir übrigens so viel wie möglich aufzuteilen. Ich habe da auch schonmal drüber geschrieben, als ich nach der ersten Elternzeit zurück in den Job gegangen bin. Vor allem der Haushalt ist bei uns gut aufgeteilt. Die Schuhgröße der Kinder müsste mein Mann aber vermutlich auch noch nachschauen… 

Die Mental Load Falle und ihre Folgen

Mental Load erzeugt Erschöpfung, wenn es zuviel ist.

Die Folgen der Mental Load Falle sind oft unterschätzt. Viele Menschen leiden unter einer Überlastung, die sie sich manchmal selbst auferlegt haben, die oft aber auch aus den gesellschaftlichen Strukturen heraus kaum zu umschiffen sind. Die mentale Belastung kann zu einem Burnout führen, wenn sie nicht richtig behandelt wird. Die Folgen der Mental Load Falle können aber auch körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, hormonelles Ungleichgewicht durch Stress, Genervtheit und Unbehagen oder Müdigkeit verursachen. 

Mental Load teilen – der einzige Weg aus der Falle

Doch wie kann man der Falle entkommen? Die beste Methode ist die Delegation mit Hilfe von offener Kommunikation. Gerechte Arbeitsteilung in der Familie ist schwierig, aber in den meisten Partnerschaften doch machbar. Wir müssen alle lernen, Aufgaben an andere abzugeben und nicht immer alles alleine schaffen zu wollen. Allerdings bedarf es dafür genaue Absprachen in der Partnerschaft und einer Familie, in der alle mitziehen. Am Besten setzt man sich dafür gemeinsam an den Tisch und geht auch alles im Detail durch; oft wissen die Partner nicht, welche Aufgaben den anderen am Meisten belasten und so kommt es nicht zu einer Änderung.

Wir müssen offen sprechen, und alle Zeit für Care Arbeit und Haushalt frei räumen – das kann auch bedeuten, dass beide Partner “ein bisschen” Teilzeit arbeiten anstatt nur einem mit sehr viel weniger Stunden. Für die Altersvorsorge ist das übrigens auch der bessere Deal.

Alleinerziehende haben es deutlich schwerer. Hilfreich kann hier ein soziales Netz aus Freunden und Familie sein, die unterstützen. Vielleicht kann man sich auch gegenseitig helfen. Allein ist es kaum zu schaffen, das ist leider so. Alleinerziehenden kann ich leider nur dringend ans Herz legen, alle finanziellen Möglichkeiten des Staates (Freibeträge, Wohngeld, Kinderzuschlag, Unterhaltsvorschuss und mehr) nach allen Regeln der Kunst und gegebenenfalls mit Hilfe eines Steuerberaters zu nutzen, damit auf der anderen Seite Arbeitszeit reduziert werden kann.

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Tipps zum Reduzieren der Belastung in der Elternschaft

1. Übernimm nicht die volle Verantwortung für alles in deiner Familie. Verteile Aufgaben an deine Kinder und Partner, sodass jeder einen Beitrag leistet.

2. Nimm dir Zeit für dich selbst, um zu entspannen und neue Kraft zu tanken. Plane regelmäßige Auszeiten ein, an denen du dich ganz deinen eigenen Bedürfnissen widmen kannst. (Nein, einkaufen und duschen zählen nicht dazu.) Auch ein digitaler detox kann helfen. Doom-Scrolling und übermäßiger Nachrichtenkonsum stressen den Kopf nur noch mehr.

3. Sprich über deine Gefühle und Bedürfnisse offen mit deinen Liebsten. Je besser ihr euch verständigen könnt, desto besser können alle Beteiligten die Situation meistern. 

4. Nimm dir nicht zu viel vor und leg Prioritäten fest. Indem du dich auf das Wesentliche konzentrierst, bleibt mehr Zeit und Energie für die schönen Momente im Leben. 

5. Lerne, Nein zu sagen und Grenzen zu setzen. Wenn du dich selbst respektierst, werden es auch andere tun.

Übrigens haben auch Kinder eine große Liste im Kopf und könnten mit Hausaufgaben und Co Mental Load Probleme bekommen. Wenn das bei euch zu Hause der Fall ist, kann ich euch Starke Kids rund um Mental Load bei Kindern empfehlen!

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Fazit

Mental Load muss beachtet werden.

Das Gemeine an der Mental Load ist, dass man sie nicht streichen kann. Das meiste jedenfalls nicht. Es sind einfach Dinge, die erledigt oder behalten werden müssen. Also hilft nur weg-organisieren und dank knallharter Priorisierung auch mal gezielt scheitern. Ich scheitere zum Beispiel regelmäßig am Fensterputzen. Ich habe es einfach aus  meiner mentalen To-Do-Liste gestrichen. Wenn wir wirklich nichts mehr sehen, dann können wir wieder darüber reden.

Jede Familie muss die Balance finden, die es für sie möglich macht, Familienleben und die eigene Verwirklichung eines jeden Familienmitglieds zu vereinbaren. Die mentale To-Do-Liste dafür unter den Erwachsenen Familienmitgliedern aufzuteilen ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung.

Wie geht es euch denn im Familienalltag? Schafft ihr es, eure Aufgaben aufzuteilen? Könnt ihr loslassen oder hängt euch die To-Do-Liste auch nach der Delegation weiterhin im Hinterkopf? Ich freue mich auf eure Kommentare zum Thema.

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Author

36. Mama vom Mausebär. Weltenbummler, fest verankert in und um Köln. Crossfitter und Eishockeyspielerin. Ernährungs-Besserwisser.

4 Comments

  1. Bei mir gab es damals leider niemanden, mit dem ich mir all die Gedanken und Verpflichtungen hätte aufteilen können! Besonders schlimm war es zum Studienbeginn, da war meine Tochter knapp über 2 und ich hatte gedacht, mir platzt der Kopf voller wichtiger Termine und Gedanken und nebenbei immerzu ein krankes Kind! Da hatte mal jemand zu mir gesagt, dass ich den ganzen Stress auf mein Kind übertragen würde und sie deshalb immer krank war! Dass es für diese mentale Erschöpfung einen Namen gibt, habe ich eben erst bei dir gelernt! Aber ich kenne sie nur zu gut! Auch heutzutage manchmal, weil es mir auch echt schwer fällt, abzuschalten!

    Liebe Grüße
    Jana

  2. Puh, ja. Ich werde ja oft belächelt wenn ich immer wieder an Kleinkram erinnere, damit ich – wenn dieser dann mal erledigt ist – endlich einen Haken dran machen kann, im Kopf. Ich denke halt für die halbe Familie mit. Zugegebenermaßen kann ich es aber auch nicht lassen. Einfach mal nicht erinnern und dann vergisst das Kind eben sein Wasser, das schaffe ich nicht… 😀

  3. Super interessantes Thema. Obwohl ich keine Mutter bin, habe ich mich ziemlich ertappt gefühlt. Ich muss zwar keine Kinder betreuen, aber ich arbeite vollzeit, trainiere nebenher 3 Turngruppen und organisiere dort Trainings, Wettkämpfe und Auftritte, bin zusätzlich im Vorstand beim Verein aktiv und kann da schlecht nein sagen… Dann kommt noch mein Blog dazu… Mein Kopf ist überall und doch nirgends gefühlt. Ich kann mich nicht auf eine Sache konzentrieren, weil parallel noch so viele andere „Probleme“ in meinem Kopf herumschwirren.

  4. Vielen Dank für due Tipps. Ich glaube wir sind gut aufgestellt, aber ob mein Partner die Schuhgröße der Kinder kennt bezweifle ich doch… es gibt noch viel zu tun!

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