In unserer schnelllebigen Welt, in der Veränderungen die einzige Konstante sind, spielt die Art und Weise, wie wir denken und lernen, eine entscheidende Rolle für unseren Erfolg und unser Wohlbefinden. Ein zentrales Konzept in diesem Zusammenhang ist das “Mindset”, insbesondere das “Growth Mindset”. Doch was verbirgt sich hinter diesem Begriff, und wie können wir ihn nutzen, um sowohl unsere eigene Entwicklung als auch die unserer Kinder zu fördern?

Was ist ein Mindset?

Der Begriff “Mindset” lässt sich als die grundlegende Denkweise oder Einstellung eines Menschen definieren, die seine Wahrnehmungen, Handlungen und Reaktionen beeinflusst. Es ist das mentale Framework, durch das wir die Welt interpretieren und auf sie reagieren. Kennt ihr sicher auch von meinen Artikeln zum Thema Finanzen: „Mamas Sparschwein„. Unsere Überzeugungen über unsere Fähigkeiten und Intelligenz formen dieses Mindset maßgeblich und bestimmen, wie wir Herausforderungen begegnen und mit Fehlern umgehen.

Growth Mindset und Fixed Mindset: Zwei Seiten einer Medaille

Die US-amerikanische Psychologin Carol Dweck prägte die Begriffe “Growth Mindset” (Wachstumsdenken) und “Fixed Mindset” (statisches Denken). Menschen mit einem Fixed Mindset glauben, dass ihre Fähigkeiten und Talente unveränderlich sind. Sie sehen Intelligenz als feststehende Größe und neigen dazu, Herausforderungen zu meiden, um Misserfolge zu vermeiden. Fehler werden als Zeichen mangelnder Fähigkeit interpretiert.

Im Gegensatz dazu sind Personen mit einem Growth Mindset überzeugt, dass sie ihre Fähigkeiten durch Anstrengung, Lernen und Ausdauer entwickeln können. Sie betrachten Herausforderungen als Chancen zum Wachsen und sehen Fehler als wertvolle Lernmöglichkeiten. Diese Denkweise fördert eine positive Einstellung zum Lernen und zur persönlichen Entwicklung.

Interessanterweise tragen wir alle Elemente beider Mindsets in uns. Je nach Situation und Kontext kann das eine oder andere dominieren. Das Bewusstsein über diese inneren Einstellungen ermöglicht es uns, gezielt an unserer Denkweise zu arbeiten und ein stärkeres Growth Mindset zu kultivieren.

Wie ein Growth Mindset die Karriere fördert

Organisierte Weiterbildung und konstantes Lernen können die Karriere beflügeln.

Ein Growth Mindset kann im Berufsleben von unschätzbarem Wert sein. In einer Studie der Norwegian University of Science and Technology wurde festgestellt, dass Personen mit einer positiven Einstellung, die glauben, dass sie ihre Fähigkeiten durch harte Arbeit und Engagement entwickeln können, mehr Willenskraft und Durchhaltevermögen zeigen. Diese Eigenschaften sind entscheidend für den beruflichen Erfolg. 

Menschen mit einem Growth Mindset sind eher bereit, neue Fähigkeiten zu erlernen, sich weiterzubilden und sich kontinuierlich zu verbessern. Sie sehen Feedback als Chance zur Weiterentwicklung und lassen sich von Rückschlägen nicht entmutigen. Diese Haltung führt zu größerer Resilienz (siehe auch: Achtsamkeit) und Anpassungsfähigkeit – Eigenschaften, die in der heutigen Arbeitswelt besonders gefragt sind.

Setzt euch „Stretch Targets“ oder auch „Stretch Goals“ – nicht alles muss sofort und ohne Fehler erreichbar sein. Manchmal sind die Ziele riesig, dann hilft es sie – z.B. mit Microlearning Strategien – einzuteilen. Tatsächlich macht uns das Erreichen von Zielen an denen wir einst gescheitert sind stolzer und motivierter, als wenn die Latte nur so hoch liegt dass wir ohne Anlauf hinüber kommen. Das ist im Beruf nicht anders als im Sport: Personal Records machen Freude und schütten Adrenalin aus. Traut euch!

Der konstruktive Umgang mit Fehlern und Feedback

Fehler sind unvermeidlich, doch unsere Reaktion darauf ist entscheidend. Mit einem Growth Mindset betrachten wir Fehler nicht als Scheitern, sondern als Lernchancen. Diese Perspektive ermöglicht es uns, aus unseren Erfahrungen zu lernen und uns kontinuierlich zu verbessern.

Feedback spielt dabei eine zentrale Rolle. Eine wachstumsorientierte Denkweise hilft uns, Rückmeldungen als wertvolle Informationen zu sehen, die uns auf unserem Entwicklungsweg unterstützen. Anstatt defensiv zu reagieren, nehmen wir konstruktive Kritik an und nutzen sie, um unsere Fähigkeiten zu verfeinern. Dieser Ansatz fördert nicht nur persönliches Wachstum, sondern verbessert auch die Zusammenarbeit im Team und trägt zu einer positiven Unternehmenskultur bei.

Warum Kinder mit einem Growth Mindset lernen sollten

Die Grundlagen für unsere Denkweise werden bereits in der Kindheit gelegt. Kinder, die ein Growth Mindset entwickeln, sind besser gerüstet, um Herausforderungen zu meistern und aus Fehlern zu lernen. Sie entwickeln eine natürliche Neugier und Freude am Lernen, was sich positiv auf ihre schulischen Leistungen und ihr späteres Leben auswirkt.

Eine Studie der Stanford University zeigt, dass Schüler:innen mit einem Growth Mindset eher bereit sind, schwierige Aufgaben anzugehen und aus ihren Fehlern zu lernen. Diese Einstellung fördert langfristig den akademischen Erfolg und die persönliche Entwicklung. 

Wie wir Kindern helfen können: “Fehler sind Helfer”

Als Eltern und Pädagog:innen haben wir die Möglichkeit, Kindern dabei zu helfen, ein Growth Mindset zu entwickeln. Indem wir eine Umgebung schaffen, in der Fehler als natürlicher Teil des Lernprozesses betrachtet werden, fördern wir ihre Bereitschaft, Neues auszuprobieren und aus ihren Erfahrungen zu lernen.

Dabei müssen wir das ganze natürlich nicht mit so einem sperrigen, englischen Begriff benennen. Wir können einfach darüber reden, das man immer noch was lernen kann um besser zu werden. Meine Tochter zum Beispiel sagt sich in schwierigen Situationen Mantra-artig

„Ich kann schwere Sachen schaffen.“

vor (jaja, eigentlich müsste es „schwierige Sachen“ heißen, I know). Und ich sage ihr immer:

„Mann kann fast alles lernen, wenn man fleißig übt. Man muss nur leider fast immer fleissig üben um etwas zu lernen.“

Passion und Growth Mindset: Wer Kindern Leidenschaft mitgibt, bringt ihnen die Liebe zum Lernen bei.

Hier sind einige Strategien, um Kindern zu unterstützen:

  • Lob für Anstrengung statt für Talent: Indem wir den Fokus auf den Einsatz und die Bemühungen der Kinder legen, ermutigen wir sie, weiterhin hart zu arbeiten und Herausforderungen anzunehmen. 
  • Offene Kommunikation über Fehler: Sprechen Sie mit Ihren Kindern über eigene Fehler und was Sie daraus gelernt haben. Dies zeigt ihnen, dass niemand perfekt ist und dass Fehler wertvolle Lernmöglichkeiten bieten.
  • Förderung von Neugier und Fragen: Ermutigen Sie Ihre Kinder, Fragen zu stellen und ihre Neugier zu verfolgen. Dies stärkt ihre intrinsische Motivation und unterstützt die Entwicklung eines Growth Mindsets.
  • Bereitstellung von Herausforderungen: Bieten Sie Aufgaben an, die leicht außerhalb der Komfortzone Ihres Kindes liegen. Dies hilft ihnen, ihre Fähigkeiten zu erweitern und Selbstvertrauen in ihre Lernfähigkeit zu gewinnen.
  • Konstruktives Feedback geben: Statt nur das Ergebnis zu bewerten, konzentrieren Sie sich auf den Prozess und geben Sie spezifisches Feedback, das Ihrem Kind hilft, sich zu verbessern.

Kindern hilft es auch, wenn sie bestimmte eine bestimmte WOrtwahl verinnerlichen, die ihnen die Zukunft offen hält. Statt zu sagen „Das kann ich nicht.“ sollten wir sie animieren immer zu sagen „Das kann ich noch nicht.“ – denn in Zukunft werden sie es können, wenn sie geübt und Fehler verbessert haben. Es bedarf ein wenig Übung und Wiederholung, aber irgendwann kommt einem nur noch „Das kann ich noch nicht.“ über die Lippen.

Growth Mindset als Schlüssel zum Erfolg

Ein Growth Mindset ist weit mehr als nur eine optimistische Einstellung – es ist eine tief verwurzelte Überzeugung, dass wir durch Lernen, Anstrengung und Ausdauer wachsen können. Carol Dwecks Forschung hat eindrucksvoll gezeigt, dass Menschen mit einer wachstumsorientierten Denkweise nicht nur resilienter gegenüber Herausforderungen sind, sondern auch langfristig erfolgreicher und zufriedener durchs Leben gehen.

Die wichtigsten Erkenntnisse auf einen Blick:

  • Mindset als entscheidender Faktor: Unsere innere Haltung bestimmt, wie wir Herausforderungen begegnen und ob wir aus Fehlern lernen.
  • Growth Mindset vs. Fixed Mindset: Während das Fixed Mindset an angeborene Talente glaubt, sieht das Growth Mindset Potenzial für Entwicklung und Fortschritt.
  • Karrierevorteile: Menschen mit einem Growth Mindset sind anpassungsfähiger, lernen schneller aus Fehlern und setzen Feedback gezielt für ihre Weiterentwicklung ein.
  • Fehler als Lernchance: Wer Fehler als Helfer begreift, kann daraus wichtige Erkenntnisse gewinnen und langfristig wachsen.
  • Kinder und Schule: Ein Growth Mindset hilft Kindern, Herausforderungen anzunehmen und nicht vor Misserfolgen zurückzuschrecken.
  • Eltern und Pädagog:innen als Vorbilder: Indem wir Anstrengung und Lernprozesse wertschätzen, fördern wir bei Kindern eine positive Einstellung zum Lernen und zur persönlichen Entwicklung.

Warum es sich lohnt, an unserer Denkweise zu arbeiten

Fehler können zu spannenden neuen Ideen führen.

Jeder Mensch trägt Elemente beider Mindsets in sich – und das ist völlig normal. Doch die gute Nachricht ist: Unser Mindset ist formbar. Wir können es aktiv beeinflussen, indem wir unsere innere Haltung reflektieren, Fehler als Chancen betrachten und uns kontinuierlich weiterentwickeln.

Besonders im Umgang mit Kindern sollten wir darauf achten, dass wir sie ermutigen, statt sie mit übertriebenem Leistungsdruck zu konfrontieren. Wenn sie verstehen, dass Lernen ein Prozess ist und Fehler dazugehören, sind sie motivierter, dranzubleiben und sich selbst weiterzuentwickeln.

Am Ende ist es eine einfache, aber wirkungsvolle Erkenntnis: Nicht die Fehler sind das Problem – sondern die Angst davor. Wer diese Angst ablegt und Fehler als Helfer betrachtet, ebnet sich und anderen den Weg zu echtem Wachstum. Wer sein Bewusstsein für ständiges Lernen fördert und in allem was einen Bewegt eine Wachstumschance sieht, der hat’s: Das Growth Mindset.

Was sind denn eure Erfahrungen? Setzt ihr gern stretch goals auf der Arbeit und beim Sport? Wie besprecht ihr Fehler mit euren Kindern? Habt ihr auch Sprüche parat, wie „Fehler sind Helfer“ um auch bei schwierigen Aufgaben die Motivation und somit das „Growth Mindset“ hochzuhalten? Ich freue mich, in den Kommentaren von euch zu hören – vielleicht habt ihr ja noch Tipps von denen wir uns was abschauen können.

Author

36. Mama vom Mausebär. Weltenbummler, fest verankert in und um Köln. Crossfitter und Eishockeyspielerin. Ernährungs-Besserwisser.

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