GastbeitragHeute schreibt für euch Sarah, vom Blog „Mutter und Sohn“! Sarah ist selbst in der Erwachsenenbildung tätig und bloggt fleissig über ihr Leben – zunächst selbst als alleinerziehende und nun als frisch-gebackene zweifach-Mama wieder in Partnerschaft. Die Zeit als Alleinerziehende ist da natürlich nicht spurlos an ihr vorübergegangen, weswegen Sarah genau die richtige ist um hier auf meinem Blog den Mamas Tipps zu geben, die auch allein im Beruf durchstarten davon könnt ihr euch beim Lesen der folgenden 5 Tipps selbst überzeugen.

Als Single Eltern im Beruf

Alleinerziehend zu sein ist auch heute noch oft ein beruflicher Nachteil. „Weniger belastbar, das Kind ständig krank, unflexibel“ – so die Vorurteile, die Alleinerziehenden im beruflichen Umfeld entgegengebracht werden. 

Werbung

Aber es geht auch anders: Sandra K. ist alleinerziehend. Den Kindergartenplatz ihrer Tochter Selina bezahlt ihr Arbeitgeber. Sandra arbeitet seit Selinas erstem Geburtstag wieder zu 65 Prozent. Als ihre Tochter vor kurzem fast zwei Wochen lang krank war, konnte sie ihre Aufgaben im Homeoffice erledigen, selbstverständlich ohne die Erwartung, mit krankem Kind dasselbe Pensum zu leisten wie im Büro. Dass das nicht möglich ist, weiß ihre Chefin, selbst Mutter zweier kleiner Kinder, ohnehin. Sandra wird die versäumte Arbeitszeit flexibel zu einem späteren Zeitpunkt nachholen können. Auch dass Sandra in Teilzeit arbeitet, ist kein Problem. 

Wie im öffentlichen Dienst hat sie das garantierte Recht, sobald sie es möchte, wieder auf Vollzeit aufzustocken. Selbstverständlich übernimmt sie trotz reduzierter Arbeitszeit weiterhin anspruchsvolle Aufgaben und ist in interessante Projekte involviert ist. Wichtige Meetings finden in ihrem Unternehmen ohnehin nicht nach 15 Uhr statt. Und selbst wenn Sandra mal länger im Büro sein muss, ist das dank zuverlässiger Randzeitbetreuung in der Kita ihrer Tochter kein Problem. 

Klingt zu gut, um wahr zu sein? 

Ist es leider auch nicht. Die Realität der Arbeitswelt für Familien und v.a. für Alleinerziehende sieht oft noch immer ganz anders aus. Alleinerziehende wollen – und müssen – häufiger als Mütter in Paarbeziehungen berufstätig sein, auch wenn ihre Kinder noch im Kleinkind- oder Kindergartenalter sind. 

Gerade junge Alleinerziehende und Alleinerziehende mit Kindern unter drei Jahren sind aber tatsächlich häufig auf den Bezug von ALGII angewiesen, vor allem, weil ihnen die Zeit und zum Teil auch die berufliche Qualifikation für eine reguläre Berufstätigkeit fehlt. Das Bild der armen Alleinerziehenden, die sich mit staatlicher Hilfe und in prekärer Beschäftigung (z.B. mit Mini-Jobs) über Wasser hält, ist somit kein reines Klischee. Andererseits sind sehr wohl gerade Alleinerziehende über 35 und mit akademischen Hintergrund beruflich oft bereits etabliert und können sich und ihren Kinder einen guten Lebensstandard bieten. 

Werbung

1) Essentiell: Verlässliche Kinderbetreuung

Entscheidend dafür, dass Alleinerziehende ihren Beruf ausüben, oder überhaupt erst eine solide berufliche Qualifikation erwerben können, ist eine umfassende und verlässliche Kinderbetreuung. Dies stellte bereits 2009 eine Studie zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Alleinerziehende fest. Während der ersten Welle der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 habe ich als Autorin für eine Reportage mit vier alleinerziehenden Müttern mit ganz unterschiedlichem beruflichen Hintergrund gesprochen. Dabei wurde deutlich, dass die Frauen ihre Situation umso schwieriger fanden, je weniger Zugang zur Kinder (Not-) Betreuung sie hatten. Auch Arbeiten im Homeoffice war mit einem Kind im Kindergartenalter nur stundenweise möglich. 

Für Alleinerziehende ist eine verlässliche Kinderbetreuung also der Schlüssel zu beruflichem Erfolg, bzw. in vielen Fällen überhaupt zu einem Einkommen, mit dem sie ihre Familie ohne weitere Hilfe finanzieren können

2) Neue Arbeitszeitmodelle helfen Alleinerziehenden – und nicht nur ihnen

Daneben brauchen Alleinerziehende noch stärker als Eltern, die gemeinsam für ihre Kinder sorgen, zeitliche Flexibilität beim Ausüben ihrer beruflichen TätigkeitArbeitszeitkonten, bei denen Zeit angespart werden und zu einem späteren Zeitpunkt genutzt werden kann, können Alleinerziehenden helfen, z.B. Kita-Schließzeiten oder Schulferien zu überbrücken. Bedacht werden muss dabei allerdings, dass im Alltag vieler Alleinerziehender oft wenig Spielraum für zusätzliche Arbeitszeit bleibt. Nicht umsonst arbeiten viele Alleinerziehende, gerade auch mit kleinen Kindern, in Teilzeit, obwohl sie finanziell ein volles Gehalt durchaus gebrauchen könnten. 

Die vollzeitnahe Teilzeit (also 30-35 Stunden pro Woche) kann ein Weg sein, Zeit für die Familie zu gewinnen und dennoch die finanziellen Einbußen (auch mit Blick auf die Altersvorsorge) relativ gering zu halten. Auch die Möglichkeit zu Homeoffice kann für Entlastung sorgen, wenn z.B. das Kind kurzfristig zuhause betreut werden muss. Dabei betont Nicola Stroop vom Verband alleinerziehender Mütter und Väter in NRW (VAMV NRW) allerdings, Homeoffice mit krankem Kind sei „eine Zumutung“ und in vielen Fällen schlicht nicht wirklich möglich. Wer, wie viele Eltern, im Frühjahr 2020 die eigenen Kinder mehrere Wochen neben der Arbeit zuhause betreuen musste, kann das definitiv unterstreichen. 

Nicht umsonst entscheiden sich nicht wenige Alleinerziehende früher oder später dafür, selbstständig tätig zu sein. Das finanzielle Risiko ist höher, aber die zeitliche Flexibilität erscheint oft so reizvoll, dass Alleinerziehende dieses Risiko auf sich nehmen. 

Homeoffice bietet für Alleinerziehende viele Chancen.

3) Chefinnen und Chefs, die Alleinerziehende fördern und ein stabiles soziales Netz 

Ebenso wichtig wie die zeitlichen Rahmenbedingungen ihrer Arbeit ist für Alleinerziehende ein berufliches und privates Netzwerk, dass ihre Stärken erkennt und sie in Krisensituationen unterstützt.

Das kann die Chefin oder der Chef sein, die oder der ihre alleinerziehende Mitarbeiterin mit anspruchsvollen Aufgaben versieht, obwohl diese zeitlich nicht so flexibel ist wie kinderlose Mitarbeiter/innen oder Eltern, die sich zu zweit die Fürsorge für ihre Kinder teilen. Das sind Nachbarn, Freund/innen oder Familienmitglieder, die einspringen, wenn kurzfristig die Kinderbetreuung ausfällt oder wegen einer Erkrankung des Kindes nicht möglich ist. Und es kann auch der Ex-Partner oder die Ex-Partnerin sein, die durch die verlässliche Mitbetreuung des Kindes Alleinerziehenden Freiräume verschaffen, die diese dringend für berufliche Projekte oder einfach die Regeneration im stressigen Alltag brauchen. 

Viel zu vielen Alleinerziehenden fehlt dieses berufliche und private Netzwerk allerdings. Es ist kein Wunder, wenn sie dann, sozial mehr oder weniger isoliert und beruflich in prekären Arbeitsverhältnissen, an ihre Grenzen stoßen und auf lange Sicht gegebenenfalls auch körperliche Beschwerden entwickeln. 

4) Politische Unterstützung für Ein-Eltern-Familien 

Nicht zuletzt sind auch politische Rahmenbedingungen wie eine höhere Zahl an bezahlten „Kinderkrankentagen“ für Alleinerziehende oder eine garantierte Kinderbetreuung ab dem 1. Lebensjahr essentiell für deren beruflichen Erfolg. Wenn Familien den besonderen Schutz des Staates genießen, so muss das für Ein-Eltern-Familien in besonderem Maße gelten. Schließlich tragen Alleinerziehende die Verantwortung für die Erziehung ihrer Kinder in vielen Fällen tatsächlich alleine – und finanzieren ihre Familien zusätzlich oft auch noch (fast) ausschließlich selbst. 

Werbung

5) Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und in die berufliche Qualifikation

Als letzten und nicht zu unterschätzenden Faktor für beruflichen Erfolg Alleinerziehender sehe ich deren Selbstbild und wie sie ihr Leben (z.B. auch den Umgang mit dem/r Ex-Partner/in) gestalten. Wer das Alleinerziehendsein grundsätzlich als Stärke wahrnimmt, wer sich als Organisationstalent, voller Widerstandskraft und fähig zu außergewöhnlichem Zeitmanagement wahrnimmt, wird im Beruf selbstbewusst verhandeln können, um die Rahmenbedingungen, die für ein gutes Leben allein mit Kind nötig sind, zu schaffen. Wer seine Energie auf sich selbst und das Wohl der eigenen Kinder ausrichtet und z.B. nicht auf endlose Streitigkeiten mit dem/r Ex-Partner/in, wird auch mehr Ressourcen für berufliche Ziele nutzen können.

Und wer sich schließlich auch allein mit Kind vollwertig fühlt und selbstsicher die Bedürfnisse Alleinerziehender vertritt, trägt gesellschaftlich dazu bei, dass sich das Bild der „armen Alleinerziehenden“ wandelt. Alleinerziehend zu sein ist nicht notwendigerweise ein berufliches Hindernis. Es kann sogar eine Chance sein für Eltern, die sich, alleine mit Kind, ihrer Fähigkeiten bewusst sind und diese (auch) als berufliche Qualifikation nutzen

Über Sarah:

Sarah Zöllner ist neben ihrer Tätigkeit als Lehrerin in der Erwachsenenbildung als Bloggerin und Autorin tätig. Auf mutter-und-sohn.blog schreibt sie seit 2018 über sozial- und familienpolitische Themen sowie über das Leben als getrennt erziehende Mutter. Anfang 2020 erschien ihr erstes Buch „Alleinerziehend – und nun? Texte der Stärkung bei Trennung und Verlust“. Darin geht sie auch auf eigene Erfahrungen ein: 2017 trennte sie sich vom Vater ihres damals 1 1/2-jährigen Sohnes. Inzwischen lebt sie wieder in einer Partnerschaft und hat vor kurzem ihr zweites Kind bekommen. 

Werbung
Author

36. Mama vom Mausebär. Weltenbummler, fest verankert in und um Köln. Crossfitter und Eishockeyspielerin. Ernährungs-Besserwisser.

11 Comments

  1. Hallo,
    die Tipps waren sehr interessant zu lesen. Ich selbst bin aktuell nicht „betroffen“, habe ein Kind und lebe in einer Ehe. Doch ich merke, dass ein Präsenzstudium nahezu unmöglich ist, wenn man nicht in der Studienstadt lebt. Daher habe ich mich für ein Fernstudium entschieden.
    LG Any

  2. Ich war selbst 10 Jahre alleinerziehend und immer voll berufstätig. Das war oft ein riesiger Spagat und mich plagte ständig das schlechte Gewissen, gegenüber Kollegen, wenn das kind krank war und ich ausfiel, gegenüber der Kita, wenn ich ein weinerliches Kind abgab, gegenüber meiner Mutter, die oft einsprang bei der Hausaufgaben- oder Ferienbetreuung… Aber Gottseidank hatte ich immer einen Arbeitgeber, der recht verständnisvoll reagierte, zumindest da war ich auf der sicheren Seite. Schade, dass das überhaupt nicht selbstverständlich ist! Aber ich denke auch, in Zukunft wird sich da einiges zum positiven wenden!

  3. Ich arbeite unter anderem für eine Kinderhilfe und muss auch sagen, es ist der pure Wahnsinn, was Alleinerziehende stemmen müssen. Leider schaffen es viele trotz größter Anstrengung nicht, genügend Geld für sich und ihre Kinder zu haben. Generell sind Alleinerziehende in Deutschland eine armutsgefährdete Risikogruppe. Da muss ich politisch dringend etwas ändern und auch die Mentalität der Arbeitswelt bräuchte mal frischen Wind. Ich bin da leider nicht so optimistisch, dass sich da bald etwas tun wird.

  4. Hallo

    sehr gute Tipps für Eltern. Es ist nicht einfach mit Kind alleine zu sein. Es muss mehr gemacht werden für Eltern und den Kindern. Die alleinerziehenden haben das nicht leicht, aber es muss da mehr Unterstützung geben. Damit die Kinder es besser haben beim groß werden.

    Liebe Grüße
    Julia

  5. Ich kenne das gut, bin ich doch auch schon seit Jahren alleinerziehend, auch damals, als meine Tochter noch klein war, da habe ich den Spagat mit Uni und Kita hinbekommen müssen und geschafft! Allein alles meistern zu müssen ist hart, aber man ist auch stolz, wenn man es geschafft hat! Ganz ohne Unterstützung … vom Staat kommt eh kaum welche.

    Liebe Grüße und einen guten Rutsch wünscht
    Jana

  6. Ein toller und vor allem für Betroffene ein informativer Artikel. Leider gibt es in ganz vielen Firmen überhaupt nicht solche Möglichkeiten und generell sind Eltern mit Kind/ern nicht unbedingt gern gesehen. Einer Bekannten von mir fiel es extrem schwer einen Job als Alleinerziehende zu finden. Aber auch nach erfolgreicher Suche ist das noch heute ein immenser Kraftakt alles alleine bewältigen zu müssen.

    Liebe Grüße
    Mo

  7. Liebe Sarah, liebe Katharina,
    Das ist ein enorm wichtiges Thema. Ich bewundere Alleinerziehende, die einen Job oder gar Vollzeitjob haben. Gerade dieses Jahr war ja noch zusätzlich eine Belastung für viele Mütter. Daher umso wichtiger, für das Thema zu sensibilisieren.
    Liebe Grüße von Miriam von Nordkap nach Südkap

  8. Ich habe mich nie damit auseinandersetzen müssen. Hier ist die Rollenverteilung auch noch recht klassich. Ich arbeite zwar halbtags, aber war so auch noch nie auf mich ganz allein gestellt. Daher finde ich deine Tipps wirklich toll un hilfreich. Danke dafür.
    Viele liebe Grüße und einen Guten Rutsch

    Sandra

  9. Ja diese hier aufgeführten Punkte kenne ich alle aus meinem Freundeskreis.
    Lustig finde ich immer, wenn ich mich mit zwei Freundinnen und einem Freund treffe die alle drei alleinerziehend sind, dass es völlig egal ist ob man alleinerziehende Mutter oder Vater ist, die Probleme sind identisch.
    Alle drei sind jedoch der Meinung das sie jetzt dank der Möglichkeit des Homeoffices endlich produktiver zu arbeiten und sogar überlegen wieder auf Vollzeitarbeit zu wechseln.
    LG
    Stephan

  10. Also bei uns wäre es auf jeden Fall unglaublich schwierig, als Alleinerziehende zu arbeiten. Es gibt keinen Firmenkindergarten, die Chefs sind aus der Szeinzeit und die Regelung zur mobilen ist schon unter Normalbedingungen unflexibel (man kann beispielsweise keine Gleitzeit aufbauen, abbauen dagegen geht). Ich kenne auch keine Firma, wo man wirklich Rücksicht auf Familien nimmt, von Alleinerziehenden gar nicht zu reden.

  11. Na ja, kommt auch sehr aufs Kind an und die Ressourcen auf die man zurückgreifen kann.
    „Mein“ Kind ist Bombe. 10 Jahre, wird so gut wie nie krank, lässt sich zwar bedienen aber ist schulische und so gut und selbstständig.
    Ich mit 56, 25 jahre zuvor berentet, gesundheitlich schon leicht angeschlagen, nicht mehr up to date in vielen Sachen, obwohl ich mal technischen, damals und heute noch begehrten Beruf erlernt habe, finde hier auf dem Land seit 6 Monaten keinen Job, den ich mit meiner Tochter vereinbaren kann, weil ich mir nur Teilzeit auf Dauer zutraue und sich Vollzeit eh nicht rechnet, da ich dann für meine zweite Tochter Unterhalt zahlen müßte.
    Also, es kommt viel auf die Randbedingungen an, ob man Teilzeit, Vollzeit oder nur Minijob arbeiten kann.

    Manchmal ist es schon echt knifflig. Da kann einem nur noch Glück oder das Männchen mit fast ganz ohne Haare helfen. Klinkenputzen vielleicht noch.

    Aber ist doch schonmal o.k., wenn man Kinder hat die normale Betreuung brauchen und man überhaupt einen Job suchen und vielleicht dann auch ausüben kann.

Write A Comment