Schule hat sich verändert, seit ich dorthin ging. Auch wenn viele der Gebäude immernoch die gleichen muffigen dunklen Flure haben, so scheint mir – nachdem ich nun das 1. Halbjahr als Grundschulmama geschafft habe – doch einiges bunter und heller geworden zu sein.
In den Schulen haben sich die Klassenzimmer verändert. Sie sind heimeliger geworden. Dekoriert und mit Liebe geschmückt von den Klassenlehrer:innen (die nicht selten dafür aus eigener Tasche einkaufen weil überall das Geld fehlt). Das Lehrerpult befindet sich mittlerweile hinten, neben Schränken mit Material und Stehordnern und Schubladen für die Sachen der Kinder, damit es nicht alles täglich geschleppt werden muss. Vorne dafür ein Sitzkreis, morgens gibt es eine Willkommensrunde und ein Glückskind. Die Kinder tragen Hausschuhe, fühlen sich sichtlich wohl. Und im Unterricht wird das Smartboards genutzt als hätte es die ollen Kreidestaubtafeln nie gegeben. Glücksräder für das Verteilen der Aufgaben, Präsentationen, auch mal eine Folge Checker Tobi. Die Kinder fühlen sich sichtlich wohl.
Kinder sind bunt – zum Glück.
Aber eins hat sich nicht geändert: In der Grundschule sitzen Kinder mit unterschiedlichsten Begabungen, Bedürfnissen, Herkünften und Lernvoraussetzungen in einem Klassenzimmer. Diese Vielfalt ist eine große Bereicherung, aber auch eine Herausforderung – sowohl für Lehrkräfte als auch für Eltern. Wie kann es gelingen, dass jedes Kind individuell gefördert wird? Wie verhindern wir, dass besonders leistungsstarke Schüler:innen sich langweilen und dadurch unmotiviert werden oder gar Verhaltensauffälligkeiten wie Klassenclownerie zeigen?
Aus guten Gründen geht die Förderung der leistungsschwachen Kinder erstmal vor. Alle Kinder auf ein Level zu bringen ist eine wahnsinnige Herausforderung für die Leher:innen der Grundschulen, und ein hoher Anspruch von uns allen an das Lehrpersonal. Es braucht eine gute Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus, um die bestmöglichen Lösungen zu finden, damit kein Kind hinten runter fällt – weder die Überflieger noch die leistungsschwachen.
Dabei spielen innovative Methoden wie die Binnendifferenzierung, Selbstlernhefte und ein klarer Kommunikationsprozess zwischen Lehrer:innen, Eltern und Kindern eine entscheidende Rolle. Was Du wissen musst, damit deine Kinder Förderung oder Forderung im Rahmen ihrer Möglichkeiten bekommen, erkläre ich dir hier.
Binnendifferenzierung: Individuelles Lernen im gemeinsamen Unterricht
Binnendifferenzierung – dieses sperrige Wort beschreibt eine der zentralen Herausforderungen moderner Pädagogik. Es geht darum, die Vielfalt der Schüler:innen in einer Klasse nicht nur zu akzeptieren, sondern aktiv als Chance zu nutzen. (Siehe auch: inklusion-schule.info)
Jedes Kind bringt unterschiedliche Voraussetzungen mit: Während einige mehr als die „vorgesehene“ Unterstützung beim Lesen oder Rechnen brauchen, sind andere in der Lage, weit über den vorgesehenen Stoff hinauszugehen. Binnendifferenzierung ermöglicht es Lehrer:innen, diese Unterschiede zu berücksichtigen, indem sie den Unterricht flexibel und vielseitig gestalten. Beispiele dafür sind:
- Verschiedene Schwierigkeitsstufen: Die Aufgaben werden in mehreren Varianten angeboten, sodass alle Kinder ihrem individuellen Niveau entsprechend arbeiten können.
- Offene Aufgabenstellungen: Hier gibt es keinen „richtigen“ Weg zur Lösung, sondern Raum für kreative und differenzierte Ansätze.
- Flexible Sozialformen: Mal wird allein gearbeitet, mal in Partnerarbeit, mal in der Gruppe. So können Kinder voneinander lernen und gleichzeitig ihre individuellen Stärken einbringen.
Diese Methoden fördern nicht nur das Lernen, sondern stärken auch die Selbstständigkeit und das Selbstbewusstsein der Kinder aller Leistungsstärken.
Selbstlernhefte und individuelle Arbeitsmaterialien als Schlüssel zum Erfolg

Eine der bekanntesten Maßnahmen zur Binnendifferenzierung & Förderung von leistungsstarken Schüler:innen in der Grundschule ist der Einsatz von Selbstlernheften wie „Lies Mal“ oder „Zahlenfuchs“. Diese Materialien sind speziell darauf ausgelegt, Kinder auf ihrem individuellen Lernniveau abzuholen.
Was macht diese Materialien so effektiv?
Selbstlernhefte sind klar strukturiert und erlauben es den Schüler:innen, eigenständig an Aufgaben zu arbeiten, die ihrem Können entsprechen. Für Kinder, die im regulären Unterricht schnell fertig sind, bieten sie zusätzliche Herausforderungen. Dadurch wird Langeweile vermieden, und die Kinder fühlen sich nicht ausgebremst. Gleichzeitig fördern die Hefte die Selbstständigkeit, denn die Kinder lernen, eigenverantwortlich zu arbeiten.
Ein weiterer Vorteil: Selbstlernhefte lassen sich unkompliziert in den Unterricht integrieren, ohne dass die gesamte Klasse davon betroffen ist. Während die einen noch an einer Aufgabe arbeiten, können leistungsstarke Kinder bereits mit einem Selbstlernheft weitermachen.
Herausforderungen der Binnendifferenzierung nach oben
Trotz der vorhandenen Materialien bleibt die Förderung besonders leistungsstarker Kinder eine anspruchsvolle Aufgabe. Lehrkräfte müssen einerseits dafür sorgen, dass diese Kinder genügend gefordert werden, dürfen sie aber andererseits nicht überfordern oder isolieren. Und wenn es dann das 3. oder 4. Lies Mal ist, dann wird es auch irgendwann langweilig…
Hier ist offene und gute Kommunikation gefragt. Die Lehrer:innen kennen „ihre“ Kinder und sehen ziemlich schnell wo Potenziale oder Probleme liegen. Wenn ihr also merkt, dass eure Kinder von den Zusatzaufgaben gelangweilt sind, dann sprecht mit den Lehrer:innen. Zum Beispiel könnte über die Eltern auch andere Selbstlern-Hefte angeschafft werden, die über die sich wiederholenden Strukturen von Lies Mal und anderen Jandorf Verlagsprodukten hinausgehen und die Binnendifferenzierung gezielt zu erweitern.
Gute Erfahrungen zum Beispiel gibt es bei uns mit:
- Kreuzworträtselheften (z.B. von Leselöwen, hier bei Amazon)
- Mathe Stars Reihe vom Cornelsen Verlag (gibt es hier zu kaufen)
- Deutsch Stars Reihe vom Cornelsen Verlag (gibt es hier zu kaufen)
- Kinder-Sudokus
- Eigene Erstleser-Buchreihen (hier meine Tipps) mit in den Unterricht nehmen (z.B. Leselöwen, hier bei Amazon)
Beachtet aber, dass ihr vorher mit den Kindern darüber sprechen solltet warum und wieso sie andere Hefte mitnehmen dürfen und bearbeiten können, als ihre Klassenkamerad:innen. Hierbei ist die soziale Komponente besonders wichtig: Kinder, die aufgrund der für die Binnendifferenzierung angeschafften anderen Bücher häufig alleine arbeiten, können sich schnell ausgegrenzt fühlen. Auch Eltern von leistungsstarken Kindern sollten darauf achten, dass ihr Kind nicht nur auf seine schulischen Leistungen reduziert wird. Stattdessen gilt es, ein gesundes Gleichgewicht zwischen individueller Förderung und sozialer Integration zu schaffen. (bildung.rlp.de)
Ein weiterer Punkt, der oft übersehen wird, ist die emotionale Seite. Viele besonders begabte Kinder empfinden den „normalen“ Unterricht als frustrierend, weil sie sich unterfordert fühlen. Hier sind Lehrkräfte und Eltern gefragt, sensibel zu reagieren und das Kind in seiner Gefühlswelt ernst zu nehmen. Regelmäßige Gespräche, in denen das Kind seine Wünsche und Herausforderungen äußern kann, sind daher entscheidend.
Wie Eltern die Förderung unterstützen können
Eltern spielen eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, das eigene Kind individuell zu fördern und zu fordern. In vielen Fällen sind sie die ersten, die erkennen, dass ihr Kind besondere Bedürfnisse hat – sei es in Richtung zusätzlicher Forderung für Hochleister-Kinder oder in Form von Entlastung bei Überforderung.
Wie können Eltern aktiv unterstützen?
- Offene Kommunikation mit der Schule: Eltern sollten regelmäßig den Kontakt zu den Lehrer:innen suchen, um über die Entwicklung ihres Kindes zu sprechen. Nur durch einen offenen Austausch können gemeinsam passende Lösungen gefunden werden. Das kann man wirklich nicht oft genug sagen (und weiter unten gehe ich im Detail nochmal darauf ein). Binnendifferenzierung funktioniert nur gemeinsam.
- Beobachtungen teilen: Was beschäftigt das Kind zu Hause? Gibt es Themen, die es besonders interessieren? Diese Informationen können Lehrkräfte dabei unterstützen, den Unterricht besser auf das Kind abzustimmen.
- Zusätzliche Lernangebote schaffen: Ob Experimente zu Hause, Besuche in Museen oder die Anmeldung zu einem Förderprogramm – Eltern können vielfältige Möglichkeiten nutzen, um ihr Kind über die Schule hinaus zu fordern und Stärken zu stärken (und Schwächen zu schwächen).
- Geduld und Verständnis zeigen: Auch wenn das eigene Kind sehr begabt ist, bedeutet das nicht, dass es in allen Bereichen „perfekt“ sein muss oder Lust haben muss, schwierigere und langwierigere Aufgaben zu erledigen als die Kinder die neben ihm sitzen. Eltern sollten ihrem Kind den Raum geben, sich in seinem eigenen Tempo zu entwickeln.
Fördermöglichkeiten für besonders leistungsstarke Kinder
Die Bandbreite an Maßnahmen, um leistungsstarke Kinder zu fördern, ist groß. Hier einige Beispiele, wie Schule und Elternhaus zusammenwirken können:
- Zusatzaufgaben und Individualisierung im Unterricht: Lehrer:innen können durch differenzierte Aufgabenstellungen gezielt auf die Stärken der Kinder eingehen.
- Projekte und Wettbewerbe: Von Mathematik-Olympiaden (Känguru-Wettbewerb ab Klasse 3) bis zu Schreib- und Malwettbewerben – solche Angebote sind eine ideale Möglichkeit, Talente zu fördern.
- Forderkurse & Förderstunden: Viele Schulen bieten spezielle Kurse an, in denen leistungsstarke Kinder zusätzliche Themen bearbeiten können. Parallel dazu gibt es häufig für die schulisch schwächeren Kinder Förderstunden um gezielt an Problemen zu arbeiten.
- Mentoring: Ältere Schüler:innen oder externe Expert:innen können eine wertvolle Unterstützung sein, um Kindern neue Perspektiven aufzuzeigen. (kms-bildung.de)
- Freizeitangebote: Ob Musik, Sport oder Wissenschaft – außerschulische Angebote bieten oft eine gute Ergänzung zur schulischen Förderung.
Die Bedeutung der Kommunikation

Die Grundlage jeder erfolgreichen Förderung ist eine offene und ehrliche Kommunikation. Lehrer:innen, Eltern und Kinder sollten regelmäßig miteinander sprechen, um die individuellen Bedürfnisse des Kindes zu erkennen und geeignete Maßnahmen zu entwickeln.
Dabei ist es wichtig, dass alle Beteiligten auf Augenhöhe miteinander umgehen. Eltern sollten den Lehrkräften vertrauen und deren pädagogische Expertise respektieren. Gleichzeitig sollten Lehrer:innen die Erfahrungen der Eltern ernst nehmen, denn niemand kennt ein Kind besser als seine Eltern. Tatsächlich haben wir dahingehend von KiTa bis Grundschule bisher auch nur gute Erfahrungen gemacht; aber hier ist auf beiden Seiten Taktgefühl gefragt. Eine gute „Lernpartnerschaft“ zwischen Eltern und Lehrer:innen braucht Zeit und Erfahrung.
Auch die Kinder selbst sollten aktiv in den Prozess eingebunden werden. Indem sie ihre eigenen Wünsche und Herausforderungen äußern dürfen, fühlen sie sich ernst genommen und sind oft motivierter, an ihrer Entwicklung mitzuarbeiten.
Fazit: Gemeinsam für die Zukunft der Kinder
Die Förderung von Kindern – besonders von leistungsstarken Schüler:innen – ist eine gemeinsame Aufgabe von Schule und Elternhaus. Sie erfordert Engagement, Kreativität und vor allem eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten. Durch den Einsatz moderner Methoden der Binnendifferenzierung, den Einsatz von Selbstlernmaterialien und eine offene Kommunikation kann jedes Kind entsprechend seiner individuellen Fähigkeiten gefördert werden.
Einfach ist es aber nicht, und da muss man dem Lehrpersonal auch einfach Raum einräumen. Die Grundschulklassen starten mit Kindern in allen Leveln und wenn die Grundschule eins wirklich schaffen muss, dann dass alle Kinder danach Lesen, Schreiben und die Grundrechenarten rechnen können. Die schulisch schwächeren Kinder haben also ein Vorrecht auf Forderung im Unterricht, und das ist für das Sozialgefüge und die Chancengleichheit in unserem Land auch die korrekte Priorität.
Denn letztlich geht es darum, Kindern nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern sie dabei zu unterstützen, selbstbewusste und glückliche Persönlichkeiten zu werden. Und das gelingt am besten, wenn wir es schaffen den Kindern dank Binnendifferenzierung, Förderung und Forderung einen guten Start ins „erwachsen werden“ zu ermöglichen.
Wie seht ihr das? Was für Erfahrungen habt ihr mit euren Kindern gemacht?
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