Ich erinnere mich noch genau, wie Kinder neben mir saßen, und sagten: „Mama, mir ist langweilig – dürfen wir was gucken.“ Ich hab natürlich nein gesagt, obwohl ich selbst grad aufs Handy guckte. Nicht cool. Also, weglegen und – auch wenn Kinder sich auch gern mal langweilen dürfen – lieber Vorschläge machen, was man gemeinsam machen könnte. Ein Spiel spielen. Wasserfarben malen. Schminken und Verkleiden.
Meistens klappt es – aber es ist doch nervig, dass der Bildschirm schon im Grundschulalter der erste und bequemste Einfall ist bei Langeweile. Es muss mehr Aktivität her (und Eltern – wie auch ich – brauchen weniger Handy-Zeit, darüber sprechen wir in einem folgenden Artikel…). Wir suchen also ein Hobby.
Ein Hobby kann weit mehr sein als noch eine Freizeitbeschäftigung – es ist ein Schlüssel zur Entwicklung, zum Selbstbewusstsein, zur sozialen Welt. In einer Zeit, in der Kinder wirklich viele Stunden in den selben Gruppen verbringen (Schule & OGS oder KiTa, dann oft Kleinfamilie) kann es auch helfen weitere soziale Gruppen um sich zu haben. Sei es, um Freunde zu haben die vom Stress in der Schule nix wissen – oder um in Trainer:innen auch mal andere Erwachsene Bezugspersonen zu finden, denen man vertraut.
Warum Hobbys so wichtig sind – weit über Bildschirmzeit hinaus

Fachlich belegt: Kinder mit Hobbys erleben weniger Einsamkeit, entwickeln bessere Stressregulationsfähigkeiten und knüpfen reale Freundschaften außerhalb von Schul- oder Familienkontext. So wie die Evidence Based Mentoring-Studie zeigt, geben 72 % der jungen Menschen an, dass ihr Hobby sie mental stärkt – mehr als durch Freundeskreis (53 %) oder Social Media (46 %) (Quelle: evidencebasedmentoring.org).
Doch Hobbys können mehr: Sie schaffen Anschluss außerhalb von Schule und Familie. Laut Utah Parent Center helfen außerschulische Aktivitäten Kindern besonders gut, in Übergangsphasen – etwa vom Grund- zur weiterführenden Schule – Fuß zu fassen (Auch dazu, gibt es eine Quelle: utahparentcenter.org). Sie bieten Platz, aufzublühen, sich auszuprobieren, Teamgefühl zu erleben. Wenn Kinder etwa im Musikverein oder beim Fußball zusammen mit Gleichaltrigen musizieren oder trainieren, lernen sie Selbstwirksamkeit und stärken ihr Zugehörigkeitsgefühl – ganz nebenbei wird das Gehirn durch freie Spiel- und Handlungsräume auf natürliche Weise gefordert.
Also: Ein Hobby ist weit mehr als eine Aneinanderreihung von Terminen. Es ist ein Entwicklungsmedium, ein Raum zum Scheitern, Aufstehen, Weiterspielen – und schließlich zum Nachhause-Tragen von Stolz. Aber natürlich sollte man es auch nicht übertreiben. Es muss nicht heute Kunst, morgen Ballett, Mittwoch Geige und Freitag Schwimmen sein. Euer Kind weiß was ihm Spaß machet und wo es motiviert ist, der Rest kommt (oder geht) von allein. Auch ein Wechsel, z.B. der Sportarten, sollte erlaubt sein. Geht es doch in Grundschule vor allem noch um Freundschaften und sportliche basics wie das Lauf-ABC, wollen ältere Kinder eher Sport machen in dem sie gut sind und Erfolge sehen.
Trends 2025: Was Kinder heute wirklich begeistert?
1. Sportvereine & Bewegung
Über 82 % der Jungen und 62 % der Mädchen in Deutschland sind laut Erhebungen in Sportvereinen aktiv. Leider wird es eher weniger als mehr, aber es ist immer noch der größte Anteil an Hobbys bei Kindern. Vermutlich auch – bei den meisten Sportarten jedenfalls – das erschwinglichste Hobby und auch das am einfachsten örtlich erreichbare. Ob Fußball, Tanzen oder Schwimmen – Kinder profitieren körperlich, aber auch mental und emotional. Und irgendwas wird in fast jeder Stadt, ja oft sogar in jedem Veedel angeboten.
Teamsport hat dabei nochmal ganz besondere Auswirkungen auf das Verständnis von Gruppen, das Zurückstellen der eigenen Wünsche, und die Empathie. Dazu habe ich hier noch einen Artikel geschrieben.

2. Coding & digitale Kreativität
Programmier-AGs mit Scratch, Minecraft-Modding oder Roboterbau liegen voll im Trend und fördern gleichzeitig Logik, Kreativität und Zukunftskompetenzen.
Hier muss man schonmal etwas suchen, bevor man das richtige gefunden hat. Meine Erfahrung zeigt, dass Bibliotheken und auch die Volkshochschule häufiger solche Kurse (z.B. auch als Ferienkurs) für Kinder anbieten. Im Raum Köln / Bonn / Leverkusen gibt es auch viele Museen die spezielle Workshops oder offene Kunsttage für Kinder haben.
3. Musik & künstlerische Talente
Ein eigenes Instrument stärkt Geduld, Ausdruck und Selbstbewusstsein – erste Erfolge lassen meist nicht lange auf sich warten.
Ich empfehle allerdings dringend, vorher bei Instrumententagen der lokalen Musikschule oder notfalls auf YouTube ein bisschen zu recherchieren welche Instrumente in Frage kommen. Zum einen, weil einem die Musik (und zwar auch die Einsteigersongs) gefallen müssen – zum anderen, weil Instrumente unterschiedlich schwierig zu lernen sind. Die Körpergröße des Kindes ist auch noch zu beachten, und die Kosten – so müssen Kinder bei manchen Instrumenten zunächst mit kleineren anfangen bevor auf die volle Größe umgestiegen wird (eg. Gitarre).
Städtische Musikschulen bieten häufig Leihgeräte an – hier lohnt es genau nachzufragen. Manche Schulen kommen sogar in die Nachmittagsbetreuung der Grundschule, damit die Kinder nicht den Ort wechseln müssen.
4. Basteln, Handwerk & DIY
Alles, was Kinder mit ihren Händen schaffen können, von Stoffpuppen bis Insektenhäusern, fördert Kreativität und Umweltbewusstsein – Das Internet und Pinterest ist voll von solchen Projekten die man auch gut nebenbei zu Hause machen kann, an einem verregneten Sonntag oder an einem schönen Tag im Garten. Ich habe auch einen Artikel mit passenden Buchtipps hier.
Ein schönes Projekt für alle „Näh-Mamas“ sind auch die ersten Nähmaschinen-Erfahrungen der Kinder. Wir haben hier schon Stirnbänder und Kissen genäht und der Mausebär ist absolut begeistert und hält nun schon immer nach schönen Stoffen Ausschau.
Lokale Kunstgruppen bieten auch manchmal Werkstatt-Gruppen an. Ich war selbst als Kind zum Beispiel beim Holzwerken und habe ein Flugzeug gebaut.
5. Natur & Nachhaltigkeit
Pflanzen, Tiere, Kompost: Das Erkunden von Naturprojekten schafft Nähe zur Umwelt und stärkt die mentale Gesundheit über achtsame Naturerfahrungen. Auch hier gibt es prima Ideen im Internet (oder in meinem Etsy Shop diese schöne Waldschatzsuche).
Pfadfinder-Gruppen bieten auch machmal Naturworkshops oder Wochenende-Zelten mit Abenteuer an.
5 Fragen, die bei der Hobbywahl helfen
- Was bringt dein Kind zum Strahlen?
Beobachte, was es freiwillig tun möchte – egal ob zeichnen, Rennen oder Programmieren. - Wie passt Hobby & Alltag?
Kosten, Fahrzeit, Begleitung, Aufwand – passt das überhaupt zu euren Familienroutinen? - Fördert das Hobby Körper, Geist & Seele?
Teamgeist beim Sport, Konzentration bei Musik, Problemlösen beim Coden: Jedes Hobby stärkt andere Bereiche. - Was tun, wenn es nicht passt?
Gespräch, No-Pressure, Alternativen – Klartext statt Frust.
Drei konkrete Vorschläge

Hobby | Zeitaufwand | Kosten/Jahr | Vorteile & Tipp |
---|---|---|---|
Sportverein | 1–2× wöchentlich | 100–120 € | Bewegung, soziales Miteinander, Probetraining empfohlen |
Coding-AG | wöchentlich 1 h | 50–80 € | Kreativität und digitale Kompetenz fördern |
Gemeinsam Nähen | alle 2 Wochen, 2 h | 30–60 € | Nachhaltigkeit, Feinmotorik & gemeinsame Beschäftigung |
Studien zeigen: Kinder, die regelmäßig Freizeitangebote nachgehen, profitieren sowohl emotional als auch kognitiv – gerade in entscheidenden Lebensphasen (Quelle: en.wikipedia.org).
Persönliche Erfahrungen: Wechsel muss möglich sein
Ganz konkret: Mausebär war jahrelang im Kinderchor. Meine Kinder lieben das Singen – und tun das auch ständig. Als es ein halbes Jahr vor der Einschulung aber zum Gruppenwechsel zu den Großen ging, hat es nicht mehr soviel Spaß gemacht. Sie war wieder die Kleinste, die Gruppe war viel größer, die Kinder laut. Sie ist einfach nicht angekommen. Sie hat dann noch bis zum Sommer durchgezogen und es versucht (jeder hat ja mal ’nen Hänger) aber der Spaß kam nicht zurück, und dann war Schluss.
Mit der Einschulung war dann auch erstmal genug neues an der Tagesordnung und die AGs der OGS (Nachmittagsbetreuung / Offene Ganztags-Schule) haben den fehlenden Chor ganz gut aufgefangen. Im 2. Halbjahr ging’s dann probehalber zur Leichtathletik. Und siehe da: Das Kind rennt, und rennt, und rennt echt schnell. Sofort ein Erfolgserlebnis. Jetzt hat sie ein neues Hobby. Und wer weiß: Vielleicht kommt ja doch nochmal Gesang oder ein Instrument dazu.
Deine nächsten Schritte
- Probetermine vereinbaren. Workshop oder Schnupperstunde testen – Tipps, ob’s passt.
- Achte auf echte Begeisterung. Fokussiert, leuchtende Augen – das ist ein gutes Zeichen.
- Redet über’s Erlebte. Was hat gepasst, was nicht? Schonzeit gönnen!
- Bleibt flexibel! Hobbys dürfen wechseln – Druck schadet, Unterstützung hilft.
So wird dein Kind stark und selbstwirksam – weit über die Klicks hinaus.
Fazit: Hobby ist viel mehr als Freizeit

Ein Hobby „statt Handy“ ist keine Strafe, sondern ein Türöffner – zu Selbstvertrauen, zu Freundschaften, zu neuen Fähigkeiten. Es wirkt weit über den Freizeitmoment hinaus:
- Soziale Räume: Hobbys schaffen Netzwerke außerhalb der Familie und Schule – vom Fußballteam bis zur Coding-Crew.
- Entwicklungschancen: Hobbys fördern Disziplin, Kreativität, Problemlösen oder Gemeinschaftsgefühl.
- Stolz & Identität: Ein Erfolgserlebnis wie „Ich hab’s selbst gemacht!“ oder „Ich hab’s geschafft“ stärkt das kindliche Selbstbild.
- Gemeinsame Familienzeit: DIY-Projekte oder Musizieren wachsen zu Erinnerungen – und lassen Erwachsene wieder Staunen.
Für mich bedeutet ein Hobby für mein Kind: Ein bewusstes Signal: „Du bist uns wichtig!“ Wir investieren in Raum zum Wachsen, für Ecken und Winkel, in denen uns keine App begleiten kann. Ob Fußballplatz, Coderaum oder Bastelwerkstatt – Hauptsache, das Hobby bleibt authentisch, freudvoll und so individuell wie dein Kind.
Was habt ihr denn für Hobbys? Macht ihr was als Familie zusammen – oder jeder einzeln? Turniere am Wochenende oder lieber basteln zu Hause? Ich freue mich auf eure Hobby-Ideen und Beispiele. Schreibt sie doch gern in die Kommentare!