Ach die Hormone. Da muss man schonmal weinen im Wochenbett. Aber nicht wegen Wein. Das passte nur so gut als Überschrift. Ich vermisse ihn aber, das muss ich zugeben. Alkohol in der Stillzeit – geht denn das?

Seit ich im Januar  voller Hoffnung auf den Schwangerschaftstest gepullert habe, habe ich keinen Alkohol mehr getrunken. Und tatsächlich war es gar nicht so schwer.

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Zum einen ist der Zustand des betrunken seins kein besonders schöner und auch wenn ich Alkohol trinke, komme ich seltenst bis zur Trunkenheit. Die Betrunkenen um einen herum sind auch immer anstrengend, und wer nicht trinkt kann wenigstens mit dem Auto nach Hause düsen statt noch stundenlang auf Bus und Bahn zu warten. Für letzteres bin ich einfach zu alt…

Auch der Alkohol, also die Getränke selbst fehlen mir eigentlich nicht:

  • Schnaps habe ich noch nie getrunken (bis auf wenige Ausnahmen in denen mir davon sofort übel wurde).
  • Bier kann man super ersetzen, denn sowohl alkoholfreies Weizen als auch die ein oder andere Pils-Sorte schmecken. Im Spanien Urlaub gab es das alkoholfreie Bier in den Bars von San Sebastián und Madrid sogar vom Fass.
  • Sekt und anderes Bitzelwasser brauche ich nicht, wenn’s nicht grad ein Veuve Cliquot ist – und wer hat die schon dauernd parat.
  • Longdrinks & Cocktails kann man auch ohne Gin und Vodka mischen.
  • ..aber der Wein…

Ich bin großer Fan von Wein. Und zwar nicht dem Wein, den man vom Pizzadienst bekommt, wenn man eine große Bestellung aufgibt. Sondern von dem guten Scheiß, ein Glas purer Genuss. Zumeist aus Spanien, gerne auch aus Frankreich oder Chile. Dieser Wein fehlt mir zur Zeit doch.

Ich würde gern mal wieder Abends in Ruhe ein Glas Carmenere genießen, dazu vielleicht ein Film oder ein leckeres Abendessen. Und hier kommt die große Frage:

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Darf ich, wenn ich Stille, ein Glas Wein trinken?

Das Internet hat auf Fragen zu Alkohol in der Stillzeit viele Antworten. Wie immer. Und jeder kann sich seine passende aussuchen. Auch wie immer.
Es gibt die Wut-Mütter, die gleich ausrasten wenn sie die Frage auch nur hören.
Die Öko-Muttis, deren Bioapfelsaft wahrscheinlich einen höheren Alkoholgehalt hat, als das verteufelte nicht-ganz-0%-Bier. (In großen Mengen vielleicht sogar mehr als 2 Schluck Wein.)
Die pragmatischen Mamas, die vorher abpumpen um es zu füttern und hinterher um es wegzuwerfen.
Und dann gibt es da noch die – wie ich finde – immer super gut informierte und wissenschaftsbasierte Podcast-Mom aus Amerika, die mir letztens ins Ohr trällerte, dass sie auch mal eine halbe Flasche Wein trinkt – ohne pump & dump. (Weil: Timing!)

Der Alkoholgehalt im Blut und somit auch in der Milch der Mutter ist 30–90 Minuten nach dem Verzehr am höchsten.

Letztere hat mich dann doch angespornt, einmal genauer zum Thema Alkohol in der Stillzeit zu suchen:

Das sagt die Wissenschaft

Auswirkungen von Alkohol auf das Stillen

Alkohol in der Stillzeit - ist das erlaubt?

Alkohol gelangt nach dem Konsum in den Blutkreislauf der Mutter und kann sich dann auch in der Muttermilch wiederfinden. Es ist wichtig zu verstehen, dass Säuglinge nicht in der Lage sind, Alkohol so effizient wie Erwachsene abzubauen. Alkohol in der Stillzeit beeinflusst daher den Stoffwechsel und die Entwicklung des Babys. Es kann zu einer verminderten Milchproduktion führen, da der Körper der Mutter darauf reagiert und die Milchbildung beeinträchtigt. Darüber hinaus kann der Alkoholkonsum das Saugverhalten des Babys verändern und zu Problemen beim Anlegen oder Trinken führen.

Langfristig kann der regelmäßige Konsum von Alkohol in der Stillzeit negative Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes haben. Studien haben gezeigt, dass Kinder von Müttern, die während der Stillzeit regelmäßig Alkohol konsumieren, ein erhöhtes Risiko für Entwicklungsstörungen, Verhaltensprobleme und kognitive Beeinträchtigungen haben können.

Es ist daher ratsam, während der Stillzeit auf Alkohol zu verzichten oder ihn zumindest stark zu reduzieren, um die Gesundheit und das Wohlbefinden des Babys zu schützen. Medizinische Fachgesellschaften empfehlen in der Regel eine Wartezeit nach dem Alkoholkonsum, bevor das Baby gestillt wird, um sicherzustellen, dass der Alkohol weitgehend abgebaut ist und die Muttermilch frei von Alkohol ist. Es ist ratsam, die spezifischen Empfehlungen Ihres medizinischen Fachpersonals zu befolgen und bei Fragen oder Unsicherheiten zu Alkohol in der Stillzeit stets deren Rat einzuholen.

Wieviel Alkohol kommt in der Milch an?

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Der Promille-Gehalt von Alkohol in der Muttermilch hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich des Zeitpunkts und der Menge des Alkoholkonsums sowie individueller Stoffwechselraten. Es gibt keine festen Regeln, wie der Promille-Gehalt berechnet werden kann, da jeder Körper den Alkohol unterschiedlich abbaut. Ein grober Richtwert besagt jedoch, dass etwa 1-2 Stunden nach dem Konsum einer Standardportion Alkohol (z.B. ein Glas Wein) der Alkoholgehalt im Blut um etwa 0,15 Promille abgebaut wird. Dies kann als Anhaltspunkt dienen, um abzuschätzen, wann der Alkohol in der Muttermilch auf ein vernachlässigbares Niveau abgebaut sein könnte.

Es ist wichtig zu beachten, dass der Promille-Gehalt in der Muttermilch nicht mit dem im Blut der Mutter übereinstimmt. Die Alkoholkonzentration in der Muttermilch ist in der Regel niedriger als im Blut. Eine genaue Berechnung des Promille-Gehalts in der Muttermilch erfordert spezifische Messungen und Kenntnisse der individuellen Stoffwechselraten. Daher bietet der Blutalkohol, den man besser abschätzen kann, ganz gute Hinweise. Wenn man kein Auto mehr fahren darf, ist Stillen auch nicht gut – soviel kann man wohl pi-mal-Daumen sagen.

Es ist ratsam, nach dem Konsum von Alkohol in der Stillzeit auf das Stillen zu verzichten oder abgepumpte Muttermilch zu verwenden, die vor dem Alkoholkonsum gewonnen wurde. Dies gibt genügend Zeit, um sicherzustellen, dass der Alkohol abgebaut ist und die Muttermilch frei von Alkohol ist. Es ist immer empfehlenswert, sich bei Fragen oder Unsicherheiten an medizinisches Fachpersonal zu wenden, um individuelle Ratschläge und Anleitungen zu erhalten.

Experten raten eher ab

Medizinische Fachgesellschaften haben Richtlinien und Empfehlungen entwickelt, um stillenden Müttern dabei zu helfen, verantwortungsvolle Entscheidungen bezüglich des Alkoholkonsums zu treffen. Diese Empfehlungen können je nach Land oder Organisation variieren, daher ist es wichtig, sich mit den spezifischen Richtlinien Ihrer Region vertraut zu machen. Im Allgemeinen wird empfohlen, während der Stillzeit auf Alkohol zu verzichten oder den Konsum stark zu reduzieren.

Wenn Sie sich entscheiden, gelegentlich Alkohol zu trinken, wird empfohlen, das Stillen für einen bestimmten Zeitraum auszusetzen, um sicherzustellen, dass der Alkohol abgebaut ist und die Muttermilch frei von Alkohol ist.

Wenn Du dennoch Alkohol in der Stillzeit trinken willst

Es gibt Situationen, in denen Mütter möglicherweise gelegentlich Alkohol in der Stillzeit konsumieren möchten, sei es aus sozialen Gründen oder um sich zu entspannen. Wenn Sie sich dazu entscheiden, gelegentlich Alkohol zu trinken, gibt es einige Schritte, die unternehmen kannst, um sicherzustellen, dass dein Baby geschützt ist:

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  1. Planung und Timing: Plane im Voraus und stelle sicher, dass du eine ausreichende Menge abgepumpter Muttermilch zur Verfügung hast. Dadurch kannst du das Stillen für den empfohlenen Zeitraum aussetzen, um sicherzustellen, dass der Alkohol abgebaut ist.
  2. Zurückhaltung: Begrenze deinen Alkoholkonsum auf eine moderate Menge. Denke daran, je weniger Alkohol du trinkst, desto besser ist es für dich und dein Baby. Halte dich an die allgemeine Richtlinie, nicht mehr als ein Standardgetränk pro Tag zu konsumieren.
  3. Alkoholfreie Alternativen: Es gibt viele alkoholfreie Getränke, die du genießen kannst. Probiere verschiedene Optionen wie Mocktails, alkoholfreies Bier oder alkoholfreien Wein aus, um weiterhin soziale Ereignisse zu genießen, ohne Alkohol zu trinken.
  4. Unterstützung: Sprich mit deinem Partner, deiner Familie oder Freunden über deine Entscheidung, keinen oder nur selten Alkohol zu trinken, um Unterstützung und Verständnis zu erhalten. Es ist wichtig, dass dein Umfeld deine Entscheidung respektiert und dich dabei unterstützt.
  5. Alternative Entspannungsmethoden: Wenn du dich entspannen möchtest, suche nach anderen Möglichkeiten wie Sport, Meditation, Yoga, Lesen oder einem Spaziergang an der frischen Luft. Diese Aktivitäten können dir helfen, Stress abzubauen und Momente der Entspannung zu genießen, ohne auf Alkohol zurückzugreifen.

Denke immer daran, dass die Gesundheit und das Wohlbefinden deines Babys an erster Stelle stehen. Jede Entscheidung bezüglich des Alkoholkonsums in der Stillzeit sollte in Absprache mit deinem medizinischen Fachpersonal getroffen werden. Dein Arzt oder deine Hebamme kann dich mit individuellen Ratschlägen und Empfehlungen unterstützen, die auf deiner spezifischen Situation basieren.

Alkohol in der Stillzeit – Wir fassen zusammen….

  1. Der Alkoholgehalt der Muttermilch entspricht in etwa dem des Blutes. Wer lange genug wartet, muss also die Milch nicht wegschmeißen. Wer kurz nach dem Getränk anlegt hingegen, gibt die volle Ladung weiter.
  2. Es gibt keine vernünftigen Studien darüber ab welcher Menge (und wäre sie noch so klein) Alkohol für das Baby schädlich ist. Laut Standardwerk „Arzneimittel in der Schwangerschaft und Stillzeit“ ist gelegentlicher, geringer Alkoholkonsum (zum Beispiel 1- bis 2-mal wöchentlich 1 Glas (100 ml) Sekt) kein Stillhindernis.

Was bitte soll man damit machen? Endlich wieder ein kleines Glas Wein trinken – direkt nach dem Stillen, wenn man weiß das Baby schläft erstmal 3 Stunden?
Oder doch lieber auch gleich den Apfelsaft vom Bauernhof weglassen, der in der großen Kiste kommt und im Kühlschrank wohlmöglich noch ein wenig nach gärt – denn was ist schon gelegentlich und gering?

Wie haltet ihr das? Trinkt ihr Alkohol in der Stillzeit? Lasst es mich in den Kommentaren wissen!

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Author

36. Mama vom Mausebär. Weltenbummler, fest verankert in und um Köln. Crossfitter und Eishockeyspielerin. Ernährungs-Besserwisser.

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