Als ich vor Kurzem über das Buch „Das Buch, das bleibt“ von Stephan Schäfer gestolpert bin, war ich sofort fasziniert von der Idee dahinter: Ein Buch, das gezielte Fragen an die eigene Mutter oder den Vater stellt, um ihre Lebensgeschichten für immer festzuhalten. Es gibt zwei Versionen – eine für Mütter und eine für Väter – und beide zielen darauf ab, uns als Kinder mit den Menschen hinter den elterlichen Rollen vertraut zu machen.
Ich habe die Bücher „Das Buch, das bleibt“ vom Verlag zur Rezension bekommen, dabei werde ich sie selbst gar nicht ausfüllen. Ich habe sie ausgepackt, bewundert und meinen Eltern gegeben – mit der Bitte, sie mir ausgefüllt (am liebsten zu meinem 40. Geburtstag) zurückzugeben. Ob das funktioniert? Keine Ahnung. Aber ich hoffe es. Warum ich diesen Wunsch habe und was ich mir davon verspreche, darüber schreibe ich in diesem Artikel.
Erinnerungen bewahren
Als Mutter von zwei Kindern habe ich in den letzten Jahren oft über meine eigene Kindheit nachgedacht. Nicht nur die großen Meilensteine, sondern die kleinen, alltäglichen Dinge, die meine Eltern für mich und meine Geschwister getan haben. In Gesprächen mit “Oma und Opa” kommen auch immer wieder Erinnerungen hoch, die ich so nie bewusst wahrgenommen habe oder wo ich einfach nicht dabei war – Geschichten aus ihrer Jugend, Anekdoten aus der Zeit, bevor sie Eltern waren.
Das alles wollte ich bewahren. Und zwar nicht nur für mich, sondern auch für meine Kinder. Denn meine Oma hat damals selbst ihre Lebensgeschichte als Buch aufgeschrieben und das war für alle Enkel und auch für ihre Tochter ganz besonders. Ist es heute noch.
„Das Buch, das bleibt“ erschien mir dafür ideal: Ein schönes, hochwertig gestaltetes Buch, das mit 100 Fragen Struktur gibt, um die Lebensgeschichten meiner Eltern festzuhalten. Es ist in drei Kapitel gegliedert – Kindheit und Jugend, das Erwachsenwerden und schließlich die Elternzeit – und führt chronologisch durch die verschiedenen Phasen des Lebens.
Die Idee, meinen Eltern diese Bücher zu schenken, war für mich eine Möglichkeit, ihre Geschichte in ihren eigenen Worten zu dokumentieren. Und es war auch ein kleines Experiment: Wie würden sie darauf reagieren? Würden sie sich wirklich die Zeit nehmen, diese Fragen auszufüllen?
Was steht drin? Ein Blick ins Buch
Die beiden Versionen – „100 Fragen an meine Mutter“ und „100 Fragen an meinen Vater“ – enthalten jeweils dieselben Fragen. Das ist auf den ersten Blick ein wenig schade, denn Mütter und Väter haben oft unterschiedliche Perspektiven auf dieselben Erlebnisse. Dennoch bieten die Fragen eine schöne Grundlage, um ins Gespräch zu kommen.
Einige der Fragen in „Das Buch, das bleibt“ sind recht allgemein während andere versuchen Geheimnisse aus den Eltern heraus zu locken. Leider sind nicht alle Fragen positiv formuliert. Klar will ich auch etwas über die Krisen und Schwierigkeiten meiner Eltern wissen (dann fühlt man sich sicher auch weniger allein, wenn es mal nicht so läuft) – aber wirklich wichtig für mich sind die wunderbaren, glitzernden Geschichten. Für mich war klar: Es geht nicht darum, dass meine Eltern jede Frage perfekt beantworten. Es geht um die Geschichten, die sie gerne mit mir teilen möchten – die großen Momente und die kleinen, scheinbar unscheinbaren, die sich als prägend herausstellen.
Als ich die Bücher meinen Eltern in die Hand gedrückt habe, war ich nicht sicher, ob sie da Bock drauf haben. „Das Buch, das bleibt“ ist auch Arbeit. Werden sie sich darauf einlassen? Mein Vater hat kurz gelacht und gefragt: „Bis wann soll ich das fertig haben?“ Meine Mutter hat die Seiten durchgeblättert und gemeint, dass sie es nicht versprechen kann, dass sie das alles für mich einträgt. Schauen wir mal…
Ein Geschenk an sich selbst?
Ich habe meinen Eltern gesagt, dass sie die Bücher bitte bis zu meinem 40. Geburtstag ausfüllen sollen. Das ist natürlich eine knappe Sache gewesen – aber wenn es länger dauert, ist es ja auch nicht schlimm. Vielleicht können sie es ja mit in den nächsten Urlaub nehmen, wenn mehr Zeit ist.
Warum gerade zum 40.? Vielleicht passt es einfach grad ganz gut, dass ich “runde”. Vielleicht auch, weil die Geschichten meiner Eltern dann noch einmal eine neue Bedeutung für mich haben werden. Schließlich verändert sich unsere Perspektive auf die eigenen Eltern mit jeder Lebensphase: Als Kind sehen wir sie als unfehlbar, als Jugendliche oft als peinlich und als Erwachsene schließlich als Menschen, die auch nur ihr Bestes geben.
Ich stelle mir vor, wie ich in ein paar Jahren mit einem Kaffee auf der Couch sitze und diese Bücher lese. Vielleicht finde ich Antworten auf Fragen, die ich nie gestellt habe. Vielleicht entdecke ich Seiten meiner Eltern, die ich so noch nicht kannte. Und vielleicht kann ich meinen Kindern eines Tages diese Geschichten weitergeben, wenn sie selbst Fragen zu ihren Großeltern haben.
Aber natürlich weiß ich auch: Das Ausfüllen dieser Bücher ist viel Arbeit. Und ich kann nur hoffen, dass meine Eltern die Zeit und Muße finden, sich wirklich damit zu beschäftigen. Ist ja eher ein “Boomerang-Geschenk”…
Die Resonanz: Was sagen andere?
Bei meiner Recherche habe ich festgestellt, dass ich mit meiner Idee zu „Das Buch, das bleibt“ nicht allein bin. Viele Menschen haben diese Bücher gekauft, um die Lebensgeschichten ihrer Eltern festzuhalten. Die Struktur und die klaren Fragen werden von vielen gelobt. Besonders schön ist die Möglichkeit, die Erinnerungen der Eltern zu bewahren, bevor sie vielleicht in Vergessenheit geraten.
Doch es gibt auch Kritik. Einige Leser:innen bemängeln, dass die Fragen für Mütter und Väter identisch sind. Gerade in einem Buch, das die persönliche Geschichte so sehr in den Fokus rückt, hätte man sich differenzierte Ansätze gewünscht. Außerdem ist der Schreibaufwand nicht zu unterschätzen: 100 Fragen auszufüllen, braucht Zeit und Geduld.
Auch der Autor Stephan Schäfer wird in manchen Rezensionen kritisch gesehen. Seine Vergangenheit als Manager und die damit verbundenen Entscheidungen passen für einige nicht zur familiären Botschaft des Buches. Für mich persönlich spielt das keine Rolle, denn letztlich zählt das, was am Ende im Buch steht – und das kommt von meinen Eltern, nicht vom Autor.
Mein Fazit: Für alle, die ihre Geschichte bewahren wollen
Würde ich „Das Buch, das bleibt“ weiterempfehlen? Ja, absolut – aber mit einer kleinen Einschränkung.
Wenn du dir wünschst, die Geschichte deiner Eltern festzuhalten, ist dieses Buch ein wunderbares Werkzeug. Es gibt den Rahmen vor und regt zum Nachdenken an, sowohl für die Eltern als auch für uns als Kinder. Die Erinnerungen, die auf diese Weise gesammelt werden, sind ein Geschenk, das für immer bleibt.
Gleichzeitig sollte man sich bewusst sein, dass nicht alle Eltern bereit sind, sich mit so vielen Fragen auseinanderzusetzen. Es erfordert Zeit, Energie und die Bereitschaft, sich mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen. Wenn du dir also ein solches Buch wünschst, solltest du deine Erwartungen entsprechend anpassen – und vielleicht auch bereit sein, mit deinen Eltern gemeinsam daran zu arbeiten.
Für mich bleibt die Hoffnung, dass meine Eltern sich auf dieses Projekt einlassen. Denn die Vorstellung, eines Tages ihre Geschichten in ihren eigenen Worten lesen zu können, macht mich einfach glücklich. Und ein eigenes Buch zu schreiben, wie meine Oma es getan hat, würde noch viel mehr Zeit in Anspruch nehmen.
Das Buch, das bleibt von Autor Stephan Schäfer ist bei park x ullstein erschienen und hat 192 Seiten (gebunden). ISBN 978-3988160126 (Version Mutter) und 978-3988160119 (Version Vater).
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