Wenig bereitet neuen Eltern so viel Sorge wie der Schlaf der Kleinen. Vielleicht noch die Beikost – aber das ist sicherlich Phasenweise. Schlaf nicht. Schlaf beschäftigt uns von morgens bis abends, und dann erst richtig.

Schhhhhhh, Mama ist ja da.

Es könnte ja so einfach sein. Müde? Kein Problem. Hier ist das Bett. Gute Nacht, bis morgen früh. Aber da hat uns die Evolution einen Strich durch die Rechnung gemacht – und der war einst auch wirklich wichtig.

Babies fürchten sich wenn sie alleine sind. Alle. Das ist von der Natur beabsichtigt, da Babies sich in Gefahr nur schwer selbst schützen können und eigentlich immer darauf angewiesen sind dass ein älterer Mensch sich um sie und ihre Bedürfnisse kümmert. Das gilt für Hunger und nasse Windeln, aber galt eben einst auch für den Säbelzahntiger der die Höhle heimsuchen könnte um das Baby zu fressen.

Nun gibt es (leider) keine Säbelzahntiger mehr und unsere „Höhlen“ haben mittlerweile Türen. Auch können wir das Baby sicher in seinem Bettchen lassen, während wir nebenan noch etwas Fernsehen. Die Evolution ist aber nicht so schnell wie unsere Entwicklung und so weiß das Hirn des Babies noch gar nicht Bescheid dass heutzutage alles anders und sicherer ist.

Hinzu kommt, dass sich das Schlafverhalten und auch die Schlafphasen vom Neugeborenen bis zum Kleinkindalter noch verändern – siehe dazu auch meinen Artikel zum plötzlichen Schlafrückgang im 4. Monat (Schlaf Regression).

Kontrolle ist besser…

Die Natur hat unseren Babies verschiedene Kontrollmechanismen mitgegeben, um festzustellen ob selig geschlummert oder besser um Hilfe gerufen werden sollte.

  • Der erste ist Bewegung: Fortbewegungsmittel sind allesamt noch nicht so sehr alt, also heißt Bewegung für ein Baby, dass jemand da ist der es bewegt.
  • Als nächstes der Kontrollblick. Kurz nur gehen die Augen auf – Bin ich noch genau da wo ich eingeschlafen bin? Wenn ja, kann das Kind weiterschlafen.
  • Die Geräuschkulisse. Wenn es so klingt als sei man in Gesellschaft, schläft es sich sicherer.

Was heißt das für das Zubettbringen? Zum einen: Schuckeln auf dem Arm und dann Ablegen klappt in den seltensten Fällen, da sich Bewegung, Ort und Geräuschkulisse (das Baby hört den Herzschlag) ändern. Zum anderen: Wir können uns darauf einstellen und dem Baby helfen dem Bettchen „zu vertrauen“.

Man sollte Routinen entwickeln, damit das Kind weiß dass es nun ins Bett geht. Schlafen gehen sollte positiv besetzt sein und nicht Strafe, das macht es für alle leichter. Wenn das Baby zum Einschlafen noch trinkt, kann man es kurz vor dem Einschlafen ablegen damit es alleine einschläft. Dazu muss es schon ziemlich müde sein. Oft hilft es auch, wenn man sich selbst daneben legt. Wer Einschlaf-Stillt kann auch kurz vor dem Einschlafen die Brust lösen – das muss man allerdings auch üben.

Solches sanftes Lösen und daneben liegen bis das Kind wirklich sehr tief schläft hilft bei uns am Besten.

Wenn Babies endlich durchschlafen sollen.
So süß, so müde.

Die Mär vom Durchschlafen

Wirklich „durchschlafen“ machen Kinder allerdings auch trotz aller Bemühungen nicht. Erwachsene übrigens auch nicht. Wir alle wachen zwischendurch auf, um uns umzudrehen, einen Traum zu verdrängen, weil wir aufs Klo müssen, Durst haben, usw. Manche Kinder melden sich dann nicht, weil sie sich wohl fühlen oder so müde sind dass sie direkt wieder einschlafen. Aber auch sie wachen auf – denn Babies pinkeln nicht im Schlaf (am Morgen ist die Windel aber voll). Bei uns ist es übrigens meistens der Hunger. Der Mausebär ist immer um 22:30 wieder wach und dann auch noch 2 mal später nachts bzw. morgen.s

Sollten euch ältere Menschen also erzählen, dass ihre Kinder ja schon früh durchschliefen so ist das entweder rückblickend eine verklärte Wahrnehmung oder, und das trifft auch öfter mal auf gleichaltrige Mütter zu, schlichtweg gelogen.

Gelogen wird bei Babies oft. Durchschlafen aber macht es am einfachsten, denn es kann eigentlich niemand kontrollieren (im Gegensatz zu „Lilli-Marleen krabbelte schon mit 5 Monaten“ oder „Torben-Malte ist seit er 1 Jahr alt ist trocken“). Und meist wird auch nicht in böser Absicht gelogen – viel mehr geht es darum einen vermeintlichen Missstand zu verbergen.

Schade eigentlich, denn wenn wir offen miteinander sprechen würden müssten wir uns nicht wie inkompetente Eltern fühlen wenn das Baby nicht gleich durchschläft oder wir in (noch) eher ungewöhnlichen Konstellationen wie einem großen Familienbett schlafen statt jeder allein (dazu übrigens hier ein sehr netter Artikel von Frau Freigeist).

Immer locker bleiben

Wie immer ist es am Ende aber so: Jedes Kind ist anders. Mal funktioniert dies, mal jenes. Und das meist auch nur bis übermorgen und dann ist wieder alles anders.

Eins ist aber sicher: Wenn die Eltern gestresst sind, wird das Kind es merken und sich schwer tun.

Wir sollten also versuchen das Schlafthema locker anzugehen, auch wenn es schwer fällt. Go with the flow, und so. Mit Achtsamkeit und Fürsorge auch für sich selbst – nämlich am Besten so, dass man wenn die Kinder nach 22h wieder wach werden einfach direkt mit ins Bett geht.


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Author

36. Mama vom Mausebär. Weltenbummler, fest verankert in und um Köln. Crossfitter und Eishockeyspielerin. Ernährungs-Besserwisser.

7 Comments

  1. Toller Text, danke! Den Dingen ihren natürlichen Lauf lassen tut Baby und Eltern gut. Auch sollte man seine Situation nicht mit der von anderen Eltern vergleichen, das macht nur unnötig Stress.
    Alles Liebe
    Annette

    • Ja genau, und Stress kriegt man gerade als Mama schon genug von Außen. Ich habe schon die Schwangerschaft als „Schrödingers Schwangerschaft“ bezeichnet, weil man immer alles richtig und falsch gleichzeitig macht – als Mama eines Babies geht es genau so weiter. Da hilft nur durchatmen und aufs Baby hören… 😀

  2. Ganz toller Text, der mir aus der Seele spricht. Für uns sind Routinen im Alltag mit Kind sehr wichtig, besonders beim Schlafen. Unsere Kleine schläft gut, wird aber immer mal wach und das ist doch gar kein Problem. Ich als Erwachsener bin auch oft nachts mal wach.

    Viele Grüße
    Natascha

  3. Hach ja, ich kann mich auch an schlaflose Nächte erinnern, in denen ich sooooo müde war und Babychen aber nicht weiterschlafen wollte! Trotzdem war das mit die schönste Zeit meines Lebens! Ein kleines Wesen aufwachsen sehen! Das würde ich gern wieder erleben, auch wenn mir dann viel Schlaf fehlen würde 🙂 Durchschlafen kam irgendwann, bis dahin war ich auch für jeden Tipp dankbar!

    Liebe Grüße
    Jana

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