Die Sonne steht hoch, die Vögel singen – und meine Tochter rennt lachend durch die Wiese. Alltag für uns im Frühling und Sommer. Was in Frühling und Sommer dann aber eben auch jährlich aufs Neue dazukommt: Einschmieren mit Sonnencreme morgens, Absuchen nach Zecken abends. Jetzt auch eine Zeckenimpfung?

Jedes Jahr, meist ab März bis in den Oktober hinein (manchmal sogar länger, bei milden Temperaturen), wird das Grün zur Bühne für Zecken. Der gemeine Holzbock, Ixodes ricinus, lauert im Gras, in Büschen und unter Bäumen – dort, wo Kinder besonders abenteuerlustig sind. Ich beobachte oft, wie meine Kleinen in kurzen Hosen durch hohes Gras toben. Helle, geschlossene Kleidung und feste Schuhe wären da aus Zeckenschutz-Sicht eigentlich Pflicht – aber wer macht das schon, im Sommer, im eigenen Garten, mit Planschbecken. Zeckenschutzspray hilft zusätzlich, allerdings bleibt das frühe Erkennen entscheidend: Je schneller die Zecke entdeckt und entfernt wird, desto geringer die Infektionsgefahr.

Stille Gefahr: die Krankheiten

Zeckenzeit - Eine Zecke auf der Haut. Zeckenimfpung ja oder nein?

Ich erinnere mich noch, wie ich beim ersten Zeckenstich meines Kindes anfing zu recherchieren. Fragen wirken plötzlich existenziell: Was könnte übertragen worden sein? Die zwei Gefahren standen im Raum – die bakterielle Borreliose und die virale FSME. Und wieso hatte ich eigentlich nie eine Zeckenkarte oder Zeckenpinzette gekauft?! Kann ich die Zecke jetzt das Klo runterspülen? Und was, wenn das Kind sich angesteckt hat…?

Borreliose – oft im Verborgenen

Die meisten Stiche überstehen wir mit Glück – nur etwa 3 bis 5 Prozent entwickeln eine Borrelien-Infektion. Typisch ist die sogenannte Wanderröte, ein roter Ring um den Stich, oft erst nach einigen Wochen sichtbar. Ohne Behandlung drohen ernstere Folgen wie Gelenk- oder Herzproblemen – Medikamente wirken, wenn rechtzeitig eingesetzt. Und auch ich habe mir die Stellen genau angesehen, oft bis dreißig Tage nach dem Stich. Ich empfehle dazu auch ein Foto zu machen damit man genau weiß, wo man gucken muss. Leider hilft die Zeckenimpfung hier nicht.

FSME – das riskantere Szenario

Die FSME ist ein echtes Thema in weiten Teilen Deutschlands, auch NRW gehört mittlerweile dazu. Die Krankheit beginnt meist mit Fieber, Kopf- oder Gliederschmerzen. Doch schlimm wird es, wenn sie ins zentrale Nervensystem vordringt: Gehirn- oder Hirnhautentzündung sind möglich. Aktuelle Daten zeigen, dass etwa 1 % der Infektionen tödlich enden kann und rund 30 % bleibende Folgeschäden nach sich zieht. Eine spezifische Therapie gibt es nicht – nur Symptome werden gelindert. Die gute Nachricht: FSME kann man mit der Zeckenimpfung vermeiden!

Die Impfung – ein Stück Sicherheit

Die gute Nachricht hier nochmal zuerst: Die Impfstoffe FSME-Immun oder Encepur schützen zuverlässig vor FSME – allerdings nicht vor Borreliose. Die Zeckenimpfung ist ab dem 1. Geburtstag möglich, aber nur sinnvoll, wenn man sich innerhalb eines FSME-Risikogebiets aufhält oder dort viel draußen unterwegs ist. NRW zählt mittlerweile auch dazu, zum Beispiel auf Grund von bekannten Risiko-Zonen wie Solingen.

Das Schema besteht aus drei Teilimpfungen über ein Jahr hinweg. Kurz-, Mittel- und Langfristig gibt es angepasste Intervalle – bei Bedarf auch ein Schnellverfahren. Danach ist der Impfschutz für Kinder unter 60 Lebensjahren drei Jahre gültig, bei Erwachsenen mitunter bis fünf Jahre – erst dann ist eine Auffrischung nötig.

Die Nebenwirkungen der Zeckenimpfung? Für uns Eltern das Wichtigste: Kinder reagieren meist gut – sehr selten treten Fieber, Rötung oder Schwellung an der Einstichstelle auf. Manchmal kommt es zu leichten, fiebrigen Reaktionen. Ein Klacks im Vergleich zu dem Wissen, dass man seine Kleinen nun wirksam vor einer schweren Erkrankung geschützt hat.

Was Experten sagen

Zeckenimpfung tut nicht weh und kann Leben retten

Wenn ich in den Empfehlungen von STIKO, dem RKI oder „Impfen-info.de“ lese, dann klingt es so: Familien wie wir fahren gut damit, gerade in NRW oder Bayern. Die Impfkosten für Kinder in Risikogebieten übernimmt die gesetzliche Krankenkasse – das macht es einfacher. Wichtig ist, dass wir eine individuelle Entscheidung treffen: Bei Kindern unter drei Jahren sollte man die mögliche Impfreaktion im Blick behalten. Aber im Ergebnis: FSME-Zeckenimpfung ist für mich ab sofort ein regulärer Teil des Impfstatus.

Impfen hilft aber nunmal nicht gegen Borreliose und auch mit FSME Impfung ersetzt dies keinen gesunden Menschenverstand. Deshalb bleibt zum Zeckenschutz unbedingt:

  • lange Kleidung wenn möglich und nötig
  • Repellent
  • täglich kontrollieren
  • Zecken schnell entfernen
  • Bissstelle bis zu 30 Tage lang kontrollieren

Deine Checkliste – alles auf einen Blick

  • [ ] Terminschema prüfen: Impfung 1, 2 und 3 planen
  • [ ] Impfstoffe besorgen – Krankenkasse übernimmt, teilweise beim Kinderarzt vorrätig
  • [ ] Kleidung & Spray für Outdoor bereitstellen
  • [ ] Nach jedem Waldgang sofort absuchen
  • [ ] Zeckenbiss dokumentieren (Datum/Ort/Stelle)
  • [ ] Beobachtungen: Wanderröte, Fieber oder andere Symptome?
  • [ ] Fachärzt\:in kontaktieren bei Unsicherheit oder Symptomen

Eltern müssen bewusst entscheiden

Du kennst deine Familie. Du weißt, wie ihr die Natur genießt – und wie du Risiken vermeiden möchtest. Die FSME Zeckenimpfung bietet einen soliden Schutzschild gegen eine virale Gefahr, die im schlimmsten Fall Lähmungen oder dauerhafte Schäden verursachen kann. Ja, eine kleine Reaktion in Kauf zu nehmen ist da  – aber im Vergleich dazu steht ein großer Gewinn an Sicherheit.

Für uns Eltern bedeutet es: weniger Angst, mehr Freiheit. Also – mach’ es dir bequem, schnapp dir dein Kind und nehmt den Wald so richtig in Beschlag. Geimpft. Gut geschützt. Und bereit für das nächste kleine Abenteuer.


Liste mit Quellen zur weiteren Recherche:

Hier ist die vollständige Liste der Quellen, die ich für den Artikel zur Zeckenimpfung genutzt habe:

  1. Epidemiologisches Bulletin 9/2025 – RKI – Empfehlungen der STIKO zur FSME-Impfung in Risikogebieten (rki.de)
  2. RKI FAQs zur FSME-Impfung – Details zu Wirkstoffen, Passivimpfung etc.
  3. Zecken.de – FSME-Risikogebiete in Deutschland (Februar 2025) – Inkl. Solingen, Augsburg, Celle (zecken.de)
  4. Impfen-info.de – FSME-Impfung bei Kindern – Empfehlungen, Nebenwirkungen, Darum kein Schutz gegen Borreliose (impfen-info.de)
  5. Techniker Krankenkasse – Impfschema FSME – Intervall, Grund- und Auffrischimpfung (tk.de)
  6. NaLI-Impfmonitoring – FSME-Fälle in Deutschland – Epidemiologie FSME (nali-impfen.de)
  7. RKI Karte FSME-Risikogebiete (Stand 27.02.2025) (rki.de)
  8. Kindergesundheit-info.de – FSME-Fälle & Warnung für Kinder – 686 Fälle 2024, zweithöchste Zahl (kindergesundheit-info.de)
  9. Onmeda – FSME-Impfung Kinder: Nebenwirkungen, Fieber bei <3 J. (onmeda.de)
  10. Zecken.de – FSME-Impfempfehlung Überblick (zecken.de)
  11. KiTa.de – Zeckenimpfung für Kinder – Impfschutz, Auffrischung, Fieber (kita.de)
  12. BARMER – Kein Schutz gegen Borreliose durch FSME-Impfung (barmer.de)
  13. Pfizerpro.de – Nebenwirkungen FSME-Impfung (pfizerpro.de)
  14. Privat-Patienten.de – FSME-Impfung ab 1 Jahr, Risikoabwägung Kleinkinder (privat-patienten.de)
  15. Wikipedia – FSME-Impfstoff – Impfstoffnamen, Schema, Nebenwirkungen (de.wikipedia.org)
  16. Wikipedia – Frühsommer-Meningoenzephalitis – Verlaufsformen, Häufigkeiten in Deutschland (de.wikipedia.org)
  17. Wikipedia – Gemeiner Holzbock – Infektionswahrscheinlichkeit FSME/Borreliose (de.wikipedia.org)
  18. WELT (News) – Klimawandel & Ausbreitung FSME in Deutschland (welt.de)
  19. WELT (News) – Borreliose & Impfstoffstudie – Häufigkeit, neue Studien
  20. BILD (News) – Ganzjähriges Zeckenrisiko & FSME-Ausbreitung (bild.de)

Author

36. Mama vom Mausebär. Weltenbummler, fest verankert in und um Köln. Crossfitter und Eishockeyspielerin. Ernährungs-Besserwisser.

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