Jedes Baby ist anders. Somit ist es schwer zu sagen ab wann für Babies mit Beikost begonnen werden sollte. Manche Babies sind schon im 5. Lebensmonat bereit Brei zu essen (etwa um den 4. Sprung herum), andere möchten noch bis zum 7., 8., oder noch länger warten. Aber es gibt Anhaltspunkte – die sogenannten Reifezeichen.

Reifezeichen hin oder her: Bitte beachte dass die Empfehlungen von großen Organisationen klassischer Weise vom Fall „Stillen“ ausgehen – solltest Du (aus welchem Grund auch immer) dein Kind mit Flaschennahrung / Pre-Nahrung füttern, fühle dich dadurch bitte nicht verunsichert. Die Reifezeichen und Zeitpunkte sind die gleichen, so wie die Kinder auch durch ähnliche Entwicklungssprünge laufen egal wo und wie sie groß werden.

Die WHO-Empfehlung

Stillen an Mamas Brust ist Nähe, Geborgenheit, und lecker zugleich.
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Die WHO gibt eine recht klare Richtlinie heraus, wann bei kleinen Kindern mit der Beikost begonnen werden sollte. Wie es der Name schon sagt, gibt die Welt-Gesundheits-Organisation aber eben globale Richtlinien heraus die sowohl in ärmeren Ländern als auch bei uns Gültigkeit finden sollen. Das ist wichtig zu bedenken, weil unsere lokalen Empfehlungen davon abweichen. Wir haben in Deutschland aber auch weder Geldmangel um Obst und Gemüse zu kaufen noch ein Problem mit verschmutztem Trinkwasser.

Die WHO also empfiehlt wie folgt:

Breastfeeding is an unequalled way of providing ideal food for the healthy growth and development of infants; it is also an integral part of the reproductive process with important implications for the health of mothers. As a global public health recommendation, infants should be exclusively breastfed1 for the first six months of life to achieve optimal growth, development and health2

Thereafter, to meet their evolving nutritional requirements, infants should receive nutritionally adequate and safe complementary foods while breastfeeding continues for up to two years of age or beyond. Exclusive breastfeeding from birth is possible except for a few medical conditions, and unrestricted exclusive breastfeeding results in ample milk production.

WHO Breastfeeding Resolution

Zu Deutsch heißt das:
Global wird empfohlen das Baby die ersten 6 Lebensmonate voll zu stillen – das heißt ausschließlich Muttermilch, ohne Zugabe von Tees, Wasser oder Brei. Danach sollte es adäquate und sichere Beikost geben – als „Beigabe“ nicht als Muttermilch-Ersatz. Und eben auch nur bei erfüllten Reifezeichen. Es wird empfohlen bis zum Alter von 2 Jahren zusätzlich zu Stillen.

Die Empfehlung der Nationalen Stillkomission (Deutschland)

Stillen ist gut für kleine Babies. Beikost gibt es bei Erfüllen der Reifezeichen.
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Auf der Website des Bundesinstituts für Risikobewertung kann man sich die Empfehlungen der Nationalen Stillkomission für Deutschland ansehen. Diese sind weniger klar – denn wie gesagt: alle Babies sind unterschiedlich – und berücksichtigen unsere lokalen (sehr guten) Gegebenheiten. Dort findet sich folgende Richtlinie:

Muttermilch ist die beste Nahrung für nahezu alle Säuglinge. Ausschließliches Stillen in den ersten sechs Monaten ist für die Mehrzahl der Säuglinge die ausreichende Ernährung.
Ab wann ein Säugling zusätzlich Beikost benötigt, ergibt sich individuell in Abhängigkeit vom Gedeihen und der Essfähigkeit des Kindes. Beikost sollte in der Regel nicht später als zu Beginn des 7. Lebensmonats und keinesfalls vor dem Beginn des 5. Monats gegeben wer- den. Beikosteinführung bedeutet nicht Abstillen, sondern eine langsame Verminderung der Muttermilchmengen und Stillmahlzeiten. Mutter und Kind bestimmen gemeinsam, wann ab- gestillt wird. Diese Empfehlungen geben einen Rahmen vor. Sie sollten nicht schematisch angewendet werden.


Die Nationale Stillkommission gebraucht „ausschließliches“ Stillen weiterhin in dem engen ursprünglich von der WHO (WHO, 1991) definierten Sinn (ausschließlich Muttermilch ohne Gabe von Flüssigkeiten oder anderer Nahrung) (Springer et al., 1999). In ihrer Stellungnahme „Zufütterung von gestillten Säuglingen“ hat die Stillkommission (2001) ausführlich dargelegt, dass eine routinemäßige Zufütterung von Flüssigkeiten beim gestillten Säugling in der Regel überflüssig ist und daher auch nicht empfohlen wird.

Nationale Stillkomission auf Merkblatt des Bundesinstituts für Risikobewertung

Wer kürzer Stillen möchte / muss als die 6 Monate sollte dies natürlich trotzdem tun. Muttermilch ist in Augen beider Organisationen sehr wichtig für das Kind. Sprich: jeder Zeitraum der gestillt werden kann ist besser als gar nicht zu stillen. Trotzdem sollte sich, wer gar nicht stillen kann, nicht schlecht fühlen. Das Kind wird auch mit Pre-Nahrung keine Mangel erfahren. Achte aber bitte auf die korrekte Zubereitung, denn Pre-Nahrung soll und darf nicht gestreckt werden.

Die Beikost Reifezeichen

Neben den Empfehlungen zeigt auch das Kind an, wenn es bereit ist Nahrung abseits der Milch zu essen. Diese Zeichen sind besonders wichtig, da eine Empfehlung allgemeingültig ist und sich nicht auf Dein Kind im speziellen bezieht. Du kennst Deinen Sprössling am Besten – wenn Du merkst dass die Zeichen bereits kurz nach Beendigung des 4. Lebensmonates vorhanden sind kannst Du starten. Wenn Du hingegen merkst, dass Dein Baby auch mit 6 Monaten noch überhaupt kein Interesse zeigt sondern sich auf andere Dinge „spezialisiert“ hat (Motorik zB.) startest Du später. Doch welche Reifezeichen gibt es?

Folgende Reifezeichen sprechen dafür, dass dein Kind sich an Lebensmitteln versuchen möchte:

  • Es greift nach Deinem Essen oder macht den Mund auf wenn Dein Löffel an seinem Kopf vorbei in Deinen Mund wandert
  • Das Kind kann sich interessante Gegenstände selbsttätig zum Mund führen (unsere Maus zeigt das sehr gern mit Nucki oder Löffelchen)
  • Der Zungenstreck-Reflex ist weg, und es wird nicht mehr automatisch alles nach draußen befördert
  • Es kaut gern – auf deinem Finger, auf Kauringen, dem Schnuller, usw.
  • Es kann (mit Unterstützung) aufrecht sitzen (zum Beispiel auf dem Schoß angelehnt) – man sollte es nicht im (halb-)liegen füttern
  • Die ersten Zähne sind da – das ist kein Muss, aber ein Zeichen des Körpers dass er zum Kauen bereit ist

Es geht los

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Photo by Element5 Digital on Unsplash

Wenn dein Kind nun alle Reifezeichen zeigt und ihr bereit seid es mit anderer Nahrung zu versuchen geht es los. Keine Sorge: Eure Stillbeziehung ist deshalb noch lange nicht zu Ende. Erstmal geht es darum, Lebensmittel kennenzulernen und Essen zu verstehen. „Food before the age of one is only meant to be fun.“ – Beikost vor dem ersten Geburtstag soll Spaß machen, nicht satt. Für die Sättigung ist erstmal noch die Milch zuständig, und zwar so lange wie es eben dauert.

Aber womit fängt man denn jetzt an? Darüber erfährst Du hier mehr: Beikoststart: Mit was fängt man an? sowie Baby-led Weaning.

Wie war es bei euch und euren Kindern? Habt ihr die Reifezeichen wirklich alle geduldig abgewartet? Und wann gab es Beikost, und wie? Erzählt es mir in den Kommentaren!

Diese 5 Reifezeichen helfen Dir den richtigen Startpunkt für Beikost zu finden.
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Fußnoten:

1 „Exclusive breastfeeding“ is defined as no other food or drink, not even water, except breast milk (including milk expressed or from a wet nurse) for 6 months of life, but allows the infant to receive ORS, drops and syrups (vitamins, minerals and medicines).

„Predominant breastfeeding“ means that the infant’s predominant source of nourishment has been breast milk (including milk expressed or from a wet nurse as the predominant source of nourishment). However, the infant may also have received liquids (water and water-based drinks, fruit juice) ritual fluids and ORS, drops or syrups (vitamins, minerals and medicines). 

2 As formulated in the conclusions and recommendations of the expert consultation(Geneva, 28-30 March 2001) that completed the systematic review of the optimal duration of exclusive breastfeeding [see document A54/INF.DOC./4 (pdf, 24kb)]. See also resolution WHA54.2 (pdf, 40kb).


Author

36. Mama vom Mausebär. Weltenbummler, fest verankert in und um Köln. Crossfitter und Eishockeyspielerin. Ernährungs-Besserwisser.

5 Comments

  1. Liebe Katharina,
    ein toller und fundierter Artikel. Unser Kind ist mittlerweile in der Schule. Ich habe mir damals Unterstützung von der Hebamme beim Thema Beikost geholt. Aber so ein Beitrag wie dieser hier wäre super für mich gewesen. Ich empfehle ihn gern meiner Kollegin weiter.

    Liebe Grüße
    Mo

  2. Meine Hebamme war leider alles andere als Gold wert, aber das ist gerade nicht das Thema 😉 Ich hatte meine Tochter damals auch lange gestillt, hatte mir aber dummerweise von den „allwissenden“ älteren Frauen wie meiner Schwiegermutter in Spe reinreden lassen, dir mir schon ziemlich schnell zu zusätzlicher Fläschchennahrung riet. Was gar nicht nötig gewesen wäre, wie ich hier lese und auch damals festgestellt hatte! Heutzutage würde ich das noch mal anders machen! Mal sehen, ob sich noch mal eine Gelegenheit bietet!

    Liebe Grüße
    Jana

  3. Ein interessanter Beitrag nur leider kann ich da noch nicht mitreden Ich finde es aber immer hilfreich, wenn andere Infos verbreiten. Ich habe einige Freundinnen und Bekannte die in den letzten Jahren Zuwachs bekommen haben und zumindest aus dieser Perspektive kann ich mich anschließen, jedes Baby ist anders und die Eltern sollten intuitiv entscheiden was das Beste ist.

    Viele Grüße Eileen von http://www.eileens-good-vibes.de

  4. Ich habe mich da immer an die Empfehlung meiner Kinderärztin gehalten und ich glaube es war auch so um den 5.-6. Lebensmonat herum. Eine aufregende Zeit damals … jetzt ein paar Jahre später kann ich mich kaum noch daran erinnern. Ach, die Zeit vergeht einfach viel zu schnell.

    Liebe Grüße
    Nena

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