Es gibt ja viele Dinge, für die macht man sich einen Plan während der Schwangerschaft, aber am Ende kommt dann das Kind und alles läuft anders. Mal ist das gut, mal ist das anstrengend. Aber so ist das Leben.

Natürlich bekommt man das alles vorher bereits gesagt, was einen vom Schmieden der Pläne aber natürlich nicht abhält. Wohl aber war ich mir entsprechend bewusst, dass es vielleicht gar nicht so klappt wie ich mir das vorstelle. Gerade beim Stillen habe ich um mich herum viel Enttäuschung mitbekommen. Entsprechend vorsichtig waren meine Stillpläne, und ich auf alles vorbereitet. Auf alles? Nicht ganz. Denn dass ich mal in die Kategorie „Langzeit-Stillende Mama“ fallen würde, damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.

Vor Mausebärs Geburt habe ich immer folgendes gesagt: 

„Klar will ich stillen, wenn das klappt! – Es ist super für’s Kind, die Nähe ist wohltuend, und man hat es immer praktisch dabei. 6 Monate mindestens…“

Katharina

Start mit Schwierigkeiten

Dann hatten wir aber einen recht holprigen Start. Die Maus war früh dran und kam mit dem Saugen noch nicht so recht klar. Wir nahmen Stillhütchen zur Hilfe die M. halfen, aber mir tierisch auf die Nerven gingen. Sie fielen dauernd runter, die Milch lief aus, es war eine riesige Sauerei und unterwegs nur schwer machbar.

Nach wenigen Wochen gesellte sich ein Vasospasmus dazu. Ich hatte damals noch absolut keine Ahnung was das bitteschön sein soll. Ein wusste ich aber sicher: Stillen wurde mit jedem Mal schmerzhafter, so sehr, dass ich regelrecht Angst vorm Andocken entwickelte. Bis in Rücken und Arme strahlte es aus, die Tränen liefen. Langzeit-Stillende Mama – das konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen.

Als unsere Tochter circa 4 Wochen alt war, ging ich zur Stillberatung ins Stillcafé meiner Hebammenpraxis. Ich hielt es einfach nicht mehr aus. Das Ziel ein halbes Jahr zu Stillen erschien mir plötzlich unbegreiflich und völlig weltfremd. Juli, die Stillberaterin, hat mich dann allerdings sehr gut und ausgiebig beraten. Nach einer wochenlangen Magnesiumtherapie, viel üben und noch mehr Geduld konnten M. und ich also endlich in eine schöne Stillzeit starten. Verspätet, aber besser spät als nie.

Fast Forward

Im Frühjahr 2019 war es soweit. Die Zielzeit von 6 Monaten war erreicht. Da unsere Maus sich schon sehr früh für „echtes“ Essen interessierte und mit 6 Monaten schon fleissig Bananen aß, sah ich keinen Grund auf Flaschennahrung überhaupt noch umzusteigen. Ich stillte weiter, da ich davon aus ging, dass sie schon sehr bald genug Essen würde um das Stillen wegzulassen.

Die Rechnung hatte ich allerdings ohne meine Tochter gemacht. Wie sich herausstellte isst sie gern und viel, und ist einfach furchtbar hungrig. Auch heute mit 16 Monaten isst sie eher 7 als 3 Mahlzeiten. Wir stillten also weiter, als Snack und zum Einschlafen, und nachts sowieso. Mich störte es nicht. Die „Mimi“ war immer dabei, wohl temperiert und kostenfrei, und Stillen in der Öffentlichkeit hat mir auch nie Probleme bereitet. Das Stillen tagsüber schlich sich im Sommer dann von allein langsam aus – die Welt war zu spannend um an der Brust zu hängen.

KiTa Zeit

Die nächsten Überlegungen zum Abstillen stellte ich an, als die KiTa Eingewöhnung losging. Ich wollte ihr die Nähe und Sicherheit nicht nehmen, während wir die Eingewöhnung machten. Die war für sie anstrengend genug, auch wenn wirklich alles super lief. Vielmehr dachte ich daran es nach 3 Wochen KiTa-Zeit anzugehen, kurz bevor ich wieder arbeiten gehen würde. (Denn wer nicht stillt bekommt doch mehr Schlaf, oder? ODER??)

Wie sich herausstellte konnte der Mausebär aber sowieso prima zwischen einschlafen in der KiTa ohne Milch und Mama sowie einschlafen zu Hause, mit Milch und Mama, unterscheiden. Sie schlief gut in der KiTa und vermisste nichts. Zu Hause hingegen waren kuscheln und nuckeln die beste Möglichkeit sie nach dem aufregenden Tag zwischen all den anderen wuseligen Kindern zu beruhigen und in Ruhe „Mama zu tanken“, nachdem sie doch einige Stunden fort war. Mittlerweile war die Maus also über ein Jahr alt, und ich konnte mich wieder nicht dazu „durchringen“ sie abzustillen.

Offensichtlich benötigte sie es noch sehr. So sehr, dass sie kaum jemand anderes ins Bett bringen konnte. Und ganz ehrlich: Es hat mich nie gestört mein Kind in den Schlaf zu begleiten, oder sie im Halbschlaf anzudocken. Es waren sicherlich keine 5-8 mal mehr, eher 2-3, die sie nachts aufwachte und eine Milch zu mischen heißt aufstehen – andocken nicht. (Sie schlief nach den ersten Stunden im eigenen Bett eh bei uns im Familienbett, wenn sie wach wurde und wir schon im Bett waren.)

So war ich also nun gegen aller Erwartungen doch noch „Langzeit-Stillende“. Verrückt. Mir kam es gar nicht so lange vor. Tatsächlich begann das Umfeld nun aber zu fragen. „Ach, Du stillst noch?“ Nach kurzer Erklärung war eigentlich niemand kritisch, aber verwundert waren doch einige. Um ehrlich zu sein: Ich war es auch manchmal. Fühlte sich aber eben richtig an. Stempel hin oder her, am Ende geht es ja ums Kind.

Abstillen, aber wirklich

Plötzlich „Langzeit-Stillende“ abstillen, Langzeit stillen, Stillen, Stillhütchen, vasospasmus

Ende 2019 sollte es dann aber wirklich soweit sein. Langzeit-Sollende Mama hin oder her: Milch war kaum noch da, was zu manchem Wutanfall führte. Gestillt wurde selten. Zu Bett bringen durch den Papa war einfacher geworden. Und der Mausebär war nun so richtig Kleinkind. Laufend, plappernd, Bobbycar fahrend… ja sogar Oliven futternd.

Das Abstillschema nach Gordon funktioniert ja für sehr viele sehr gut. Ich werde es in einem der folgenden Beiträge auch nochmal genauer beleuchte. Aber für uns funktionierte es nicht. Mehrfach angesetzt und häufig wieder aufgehört entschieden wir uns für einen „kalten Entzug“ durch liebevolles ins Bettbringen mit Papa.

Mehrere Nächte brachte also Papa unsere Maus ins Bett. Las stapelweise Bücher vor, immer und immer wieder. Sang und bot Flaschenmilch an. Was anfänglich ein echter Kampf war, der mich zum übernachten auf die Couch zwang, wurde schnell Routine. Nach nur wenigen Tagen konnte Marie ohne Mama prima ins Bett gehen und auch mit Mama im Familienbett schlafen.

Neu dabei war nun (Klaus-)Peter, ihr Bär. Hatte sie sich vorher nie für ihn interessiert, so wurde er nun zum Ersatzgegenstand, der immer schon abends auf sie wartet, wenn sie ins Bett kommt. Auch wenn sie noch Wochen später manchmal im Halbschlaf „suchte“ reichte ein ruhiges „die Mimi ist alle-alle“ und kuscheln um sie zu beruhigen. Manchmal gab es noch eine Milch, manchmal etwas Wasser.

Im nächsten Schritt fing dann auch ich an sie wieder ins Bett zu bringen. Wie zu erwarten gab es natürlich nochmal Proteste. Dass die „Mimi“ nun dauerhaft „alle-alle“ ist war noch nicht 100% angekommen, und das ist auch okay. Wir mussten neue Routinen für uns finden die ihr helfen zu schlafen. 

Und jetzt?

Fast einen Monat ist das Abstillen nun her. So ganz abgefunden hat sich die Maus damit noch immer nicht. Zwar sucht sie auch nicht mehr, ihr Händchen steckt sie aber noch gern in meinen Ausschnitt um sich zu vergewissern, dass zumindest noch alles da ist was Baby bräuchte. Auch das nuckeln an der Flasche zum Einschlafen ist ihr nach wie vor wichtig und hat die Brust ersetzt.

Schlafe ich jetzt mehr? Ein bisschen. Aber von Durchschlafen und einfachen „Ins-Bett-bring-Routinen“ kann hier immer noch nicht die Rede sein. Aber der Mausebär war nie ein guter Schläfer, und Wunder habe ich auch nicht erwartet. Dennoch war es jetzt für uns auch wirklich der richtige Zeitpunkt. Nicht zu früh – egal was für Druck von außen kommt, aber eben auch nicht zu spät als dass es mich gestört hätte.

Ich würde es wohl wieder so machen. Ich wäre wohl wieder eine „Langzeit-Stillende“ Mama, entgegen der gesellschaftlichen Norm.

Author

36. Mama vom Mausebär. Weltenbummler, fest verankert in und um Köln. Crossfitter und Eishockeyspielerin. Ernährungs-Besserwisser.

3 Comments

  1. Der Plan mit den 6 Monaten war bei uns genau so 🙂 der Mimi-Junkie ist inzwischen 3 Jahre alt und noch begeistert dabei. Hätte vorher nie gedacht, dass ich je so ein großes Kind stillen würde, aber es passt noch für uns. Das Stillen ist in erster Linie seelische Tankstelle und nur in zweiter Linie Milch. Bin mal gespannt, wie (lange) es noch weitergeht…

    • Sehr cool – Du wartest also bis sicher Dein „Junkie“ von selbst abstillt? So viel Durchhaltevermögen hatte ich dann doch nicht… Mittlerweile wandert zwar noch das Händchen ins T-Shirt wenn Nähebedarf da ist, aber ohne Mimi. Habe ewig nicht so gut geschlafen 😀 Es war dann einfach Zeit…

  2. Hach ja, das waren noch Zeiten! Meine Tochter ist ja mittlerweile 18, aber ich war damals auch eine Langzeitstillende, weil meine Tochter danach verlangte, auch wenn sie schon fleißig aß. Irgendwann mussten wir dann aber aus medizinischen Gründen von einen Tag auf den anderen aufhören. Die verständnislosen Augen sehe ich immer noch vor mir 🙂

    Liebe Grüße
    Jana

Write A Comment