Nachdem ich letzte Woche bereits über die Reifezeichen eines Babys geschrieben habe (siehe mein Artikel hier), will ich mich nun der Frage widmen, mit was man bei Beikost eigentlich anfängt – und wie.

Tatsächlich gehen die Vorgaben in verschiedenen Ländern stark aus einander – ein Grund warum ich das ganze auch nicht besonders dogmatisch angehe, sondern mich auf mein Bauchgefühl und die Reaktionen vom Mausebär verlasse (dazu weiter unten mehr). In Deutschland sind die Empfehlungen sehr detailliert – ob ihr das dann so umsetzen mögt müsst ihr selbst überlegen. Da dies aber nunmal die „offiziellen“ Empfehlungen sind, werde ich hier damit anfangen.

Die deutschen Beikost-Empfehlungen

Grundsätzlich wird empfohlen, im ersten halben Jahr noch voll zu Stillen (oder Pre-Nahrung zu geben). Da Kinder aber nunmal unterschiedlich sind, soll man sich zusätzlich auf die Beikost-Reifezeichen des Kindes verlassen, und zwischen dem 5. und 7. Lebensmonat mit fester(er) Nahrung beginnen*. Das heißt allerdings nicht, dass die Stillbeziehung oder die Flaschennahrung ein abruptes Ende finden: Noch das gesamte 2. Lebenshalbjahr sollte weiter Muttermilch oder Pre-Nahrung angeboten werden.

Karotten sind prima Beikost
Karotten sind der Klassiker unter den Babybreien

In Deutschland beginnen die Babies meistens mit Brei (im Gegensatz zu „Baby Led Weaning“) und da meist mit Karotte. Karotte allerdings stopft auch gern, daher erfreut sich Pastinake (die „weißen Karotten“) immer größerer Beliebtheit.

Obwohl die Annahme, dass eine langsame Einführung verschiedener Obst- und Gemüsesorten Allergien vorbeuge längst widerlegt wurde, ist es weiterhin die Empfehlung. So wird angeraten immer einige Tage lang – und zu Beginn immer mittags – den selben Brei zu füttern, und nach und nach weitere Sorten hinzu zunehmen. Aus Karottenbrei wird Karotte-Kartoffel-Brei, dann Kartoffel-Kürbis-Brei, Kartoffel-Kürbis-Fleisch-Brei, usw.

Über einige Lebensmonate hinweg werden so nach und nach mehr Brei und auch andere Arten von Brei eingeführt. So kommt der Obst-(Gemüse-)Brei dazu, der als Snack empfohlen wird. Abends wird ab etwa dem 6. bis 8 Monat in der klassischen Beikosteinführung auf meinen Getreide-Milch-Brei („Abendbrei“) zurückgegriffen.

Das klassische Schema zur Einführung von Beikost.
Das klassische Beikost-Schema zur Einführung von Brei

Wirklich wichtig ist es zu beachten, dass es einige Lebensmittel gibt, die im ersten Lebensjahr tabu sind. Folgende Lebensmittel sollten daher nicht mit der Beikost eingeführt werden:

Nicht Beikost-geeignet:

  • Honig (auch nicht gekocht/gebacken!) – Honig kann Botulinumbakterien enthalten, mit denen der Darm noch nicht umgehen kann. Honig kann daher für Babies tödlich sein!
  • roher Fisch oder rohes Fleisch, sowie rohe Eier und Rohmilch
  • Nüsse (auch nicht gehackt) – Nüsse sind zu hart und das Baby kann sich daran leicht verschlucken.
  • Kuhmilch (man kann den Abendbrei auch mit Pre- oder Muttermilch anrühren)
  • Salz (Babies bekommen über Gemüse und Fleisch genug Salze und Mineralien. Bitte daher auch bei Mineralwasser und verarbeiteten Lebensmitteln auf die Zutatenliste achten) – Die Nieren eines Babys können Salz noch nicht ausreichend verarbeiten / ausscheiden, was zu Nierenschädigungen führen kann.
  • Quark, Skyr, und selbstverständlich auch Shakes/Proteinpulver (enthält zu viel nierenbelastendes Eiweiß)
  • Blattsalat (zu schwer zu kauen und ohne Zähne gar nicht klein zu kriegen)
  • Pilze (wegen der Schadstoffbelastung)
  • künstliche Süßstoffe (Dazu zählt auch Xucker, den ich sonst gern beim Backen für mich verwende; bei gekauften Getränken bitte besonders Acht geben.)
  • kaltgepresstes Öl (kann Schadstoffe enthalten, hier scheiden sich allerdings die Geister – manchmal wird gerade kaltgepresstes Öl auch empfohlen.)
  • Linsen, Bohnen, Zwiebeln, Erbsen, und Kohl da diese Lebensmittel blähen. (Aber auch hier gibt es auch andere Aussagen, so starten Franzosen Beikost gern mit grünen Bohnen. Außerdem gehören Erbsen zu den nährstoffreichsten Lebensmitteln, mit einer sonst nicht zu findenden Vielfalt an Vitaminen und anderen Mikronährstoffen.)

Was eignet sich am Besten für Beikost?

Das sieht nach einer langen Liste aus, aber tatsächlich bleiben noch sehr viele Obst- und Gemüsesorten übrig. Es lohnt sich mit saisonal / regional verfügbaren Lebensmitteln anzufangen. Diese schmecken einfach besser und intensiver, da sie nicht so lange gelagert und transportiert wurden.

Grundsätzlich spricht aber auch nichts gegen tiefgekühlte Varianten, sofern diese entsprechend aufbewahrt werden und keine Zusätze enthalten. (Das ist gar nicht so simpel wie man meint: Die meisten Gemüsemischungen enthalten Zusätze, sei es nur Salz oder etwas für die Haltbarkeit. Unbedingt auf die Zutatenliste achten. Brokkoli und Blumenkohl sind meist „ohne alles“ in der Tüte).

Welche Obst- und Gemüsesorten sind Beikost geeignet.
Überblick über in Europe heimische beliebte Obst- und Gemüsesorten für Beikost.

Wie haben wir angefangen?

Unser Mausebär gehört ja zu den dauerhungrigen Kindern und hing somit tags wie nachts spätestens alle 2 Stunden an der Brust. Abgepumpte Milch aus der Flasche wurde nur selten (wenn ich nirgends zu sehen oder zu riechen war) akzeptiert, so dass ich wirklich 5 Monate lang im Dauereinsatz war. Zum Glück klappte Stillen bis dahin ohne Probleme überall.

Rund um den „5-Monate-Geburtstag“ hat sich das ein wenig geändert. Alles um uns herum war einfach zu spannend um in Ruhe zu trinken. Auch waren die Beikost-Reifezeichen vorhanden. M. saß gestützt sehr gern und wollte mein Essen und trinken antatschen oder es mir am liebsten gleich aus dem Mund weggucken. Auch mit dem Löffel kam sie gut klar und schob ihn fleissig in den Mund, war er doch eins ihrer liebsten Spielzeuge. Somit entschloss ich, das wir uns langsam an die Beikost wagen würden.

Für einen so langsamen Start wie ich ihn im Sinn hatte, erschien mir das deutsche Modell zu steif. Ich hatte tausend Fragen zur Beikost und las daher so viel ich konnte, aber somit eben auch sehr viele unterschiedliche Tipps. Hier z.B. findest du Antworten auf häufige Fragen zum BLW die ich hilfreich fand. Der Mausebär, der ungern tagsüber schläft, hat seinen eigenen Rhythmus und unsere regelmäßigen Aktivitäten (wie Babyschwimmen, Stillcafé, etc.) würden einen Strich durch die regelmäßigen Mittagessen zur immer-gleichen Uhrzeit machen. In Absprache mit meiner Hebamme begannen wir also (wie auch schon meine Schwester und mein Neffe) mit reifen Bananen.

Bananen eignen sich auch super als Beikoststarter.
Lecker schmecker, jetzt geht’s los.

Schmackofatz – bitte mehr davon

Zunächst ließ ich sie dafür meinen gewaschenen Finger abschlecken, mit dem ich vorher ein bisschen in meiner eigenen Banane gepult hatte. Eine Messerspitze voll Bananen-Matsch, wenn überhaupt. Erstmal an den Geschmack gewöhnen und die Konsistenz dachte ich mir.

M. gefiel es sehr gut, so dass sie nach kurzer Zeit begann an meiner Banane zu nuckeln und somit nach und nach etwas weichgenuckeltes Fruchtfleisch zu essen. Sie versuchte auch mit der Kauleiste abzubeißen. Manchmal gelang ihr das, aber sie schob die zu großen Stücke sofort raus. Da es ihr so gut gefiel gaben wir ihr nun auch kleine (wirklich sehr kleine) Portionen zerdrückte Banane mit dem Löffel. Wenn sie den Löffel selbst (mit etwas Hilfe) zum Mund führt, kriegt sie den Brei auch super in den Mund. Wenn ich den Löffel führe, macht sie zwar den Mund immer weit auf (und wieder zu und wieder auf, wie ein Fisch), aber bei Ankunft des Löffels dann zu früh zu. Mit etwas Geduld klappt es aber.

Da wir uns nicht an vorgegebene Zeiten hielten machte ich auch erstmal mit mit kalter Küche weiter. Als nächstes kam, wie ich es aus Kanada und Brasilien (wo ich jeweils gewohnt habe) kenne, die reife Avocado an die Reihe. Gern auch mit Banane zusammen zerdrückt. Avocado bringt viele gute Fette mit sich und ist auch sonst reich an Nährstoffen. Außerdem kann man sie als Baby gut zerdrückt löffeln oder selbst Millimeter für Millimeter abnuckeln. Der etwas „langweilige“ Geschmack schien den Mausebär nicht zu stören.

Danach gab es eher zufällig mal eine halbe Erdbeere zum ausnuckeln, gefolgt von Birnen. Alles war der Renner.

Warme Kost: Kürbis macht super Flecken.

Leckerer Brei als Beikost
Sieht nicht so doll aus, schmeckt aber klasse! – Hier zusehen: Kartoffel-Pastinake-Birnen-Brei.

Erst nach diesen diversen Obstsorten habe ich mich daran gemacht Brei zu kochen den man warm isst. Hokkaido Kürbis gilt als leicht verdaulich, also haben wir damit begonnen. Dafür habe ich einen kompletten Hokkaido gekauft, geschält und gewürfelt und dann in wiederverwendbaren Beuteln eingefroren. (Achte darauf, dass diese BPA-frei sind.) Für den Brei selbst habe ich dann nur ein paar Würfel heraus genommen, in den Dampfgarer-Einsatz vom Topf geworfen und binnen 5min sanft gegart. Dampfgaren eignet sich dafür super – so bleiben möglichst viele Vitamine erhalten. Dann mit der Gabel zerdrückt und feddich.

Es war eine ziemliche Sauerei, weil Kürbis so tolle Flecken macht – aber anscheinend war es auch sehr lecker. Nach und nach folgen nun die Kombi-Breie. Ich mische meist 1-2 Gemüsesorten mit 1 Obstsorte als warme Mahlzeit, ab und zu kommt eine sehr kleine Portion Fleisch dazu. Reinen Obstbrei oder Banane am Stück gibt es nach wie vor als Snack. Ich halte mich nicht daran, erstmal nur einen Mittags- und dann einen Abendbrei einzuführen. Die Hauptnahrungsquelle ist weiterhin Muttermilch, und gerade Abends wenn sie müde ist will Madame auch nur genau das.

Da die Portionen noch so klein sind, dass es schon bei zwei Gemüsesorten (eg. 1 kleine Kartoffel und 4 Stücke Kürbis) schwierig wird nur eine Portion zu kochen. Ich habe mir daher diese Töpfchen von BabyMoov besorgt und koche so für ein paar Tage vor (ohne Fleisch). Obstbrei habe ich auch schon in größerer Menge gekocht und dann püriert in Einzelportionen eingefroren. Als Pürierstab kann ich übrigens den Bosch MultiQuick 9 empfehlen – den benutze ich nicht nur für Brei (der wirklich sehr fein wird) sondern auch sonst in der Küche eigentlich ständig.

Wie geht es weiter?

Einen Vergleich zu Brei kaufen oder selber machen werde ich demnächst noch schreiben und veröffentlichen. Auch wird es bald Breirezepte auf der Rezepte-Seite geben.

Alles in allem glaube ich dass die deutschen Empfehlungen durchaus ihre Daseins-Berechtigung haben, denn es gibt auch Leute die sich gern daran entlang hangeln. Für mich war es genau das richtige sich auf mein Gefühl zu verlassen und deshalb machen wir es weiter so – und werde weiter darüber berichten.

Wie hältst Du es mit der Beikost? Lass es mich gern in den Kommentaren wissen!

Pinterest Grafik für Beikost
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*Fussnote: „Die konkrete Ausformulierung der jeweiligen schriftlichen Empfehlungen ist manchmal etwas verwirrend: anstelle von „ab dem fünften Monat“ steht dort häufig „nach dem vierten Monat“, was dasselbe meint, aber zu Missverständnissen führen kann. Eine eindeutige Kommunikation gegenüber Eltern ist hier hilfreich: „ab dem/ im fünften Lebensmonat“ und „ab dem/ im siebten Lebensmonat“ sind eindeutiger als „nach dem vierten“ oder „nach dem sechsten Monat“.“ – Quelle: Europäisches Institut für Stillen und Laktation (Link)


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unsplash-logoHarshal S. Hirve
Author

36. Mama vom Mausebär. Weltenbummler, fest verankert in und um Köln. Crossfitter und Eishockeyspielerin. Ernährungs-Besserwisser.

1 Comment

  1. Hach wie gern hätte ich nochmal Nachwuchs, um es genauso nachzumachen! Den Geschmack von Avocados hatte meine Tochter erst wesentlich später kennengelernt. Heute mag sie sie sehr sehr gern 🙂

    Liebe Grüße
    Jana

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